Was wäre, wenn die Universität auf Solarstrom setzt?
Sie haben ihre Abschlussarbeit in der Arbeitsgruppe „Digitale Geographie“ geschrieben. Was hat Geographie mit Photovoltaik zu tun?
Maximilian Wassersleben: Geographie ist eine Raumwissenschaft. Geographen können daher jede Frage mit Raumbezug bearbeiten. Deshalb ist die Geographie auch so weit gefächert. Der Raumbezug meiner Arbeit sind Dächer und Freiflächen unserer Universität, verbunden mit der Frage, ob dort Photovoltaikanlagen installiert werden könnten. Betreut hat mich Dr. Detlef Thürkow. Wir sind gemeinsam auf die Idee gekommen, mit dem Energiemanagement der Uni zusammenzuarbeiten, um zu schauen, wie man die Universität nachhaltiger gestalten könnte und welche finanziellen Vorteile dadurch entstehen könnten.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Ich habe ich mir die Dächer und freien Flächen der MLU auf Karten angeschaut und herausgearbeitet, ob diese für Photovoltaik geeignet sind, oder ob es Gründe gibt, die gegen den Einsatz sprechen. Dabei habe ich auch den Denkmalschutz berücksichtigt. Weiterhin habe ich die Wetterdaten für die jeweiligen Standorte zum Beispiel daraufhin analysiert, ob die Sonneneinstrahlung auf den ausgewählten Flächen intensiv genug ist.
Und – lohnt es sich für die MLU, auf Photovoltaik zu setzen?
Es macht einen großen Unterschied, ob die Universität den Strom ins Netz einspeist oder direkt verbraucht. Für die Universität lohnt es sich besonders, wenn sie den Strom der PV-Anlagen direkt verbraucht und daher weniger Strom einkaufen muss. Hier hat die Uni einen Vorteil gegenüber privaten Haushalten: In ihren Gebäuden wird konkret auch zu Zeiten geforscht und gearbeitet, also Strom verbraucht, wenn die Sonne scheint. Dies ist für die Auswahl von möglichen Standorten in meiner Arbeit ein sehr wichtiges Kriterium gewesen.
Welche Standorte der Universität eignen sich?
Insbesondere der Weinberg-Campus und der Standort Heide Süd. Hier findet energieintensive Forschung statt und das IT-Servicezentrum hat seinen Sitz vor Ort, das wegen seiner Server und weiterer Anlagen ebenfalls einen großen Stromverbrauch hat. Zugleich gibt es hier ausreichend Dachflächen für mögliche Photovoltaik-Anlagen.
Welchen Effekt könnten die Photovoltaikanlagen für die MLU bieten?
Die MLU könnte ungefähr 4.300 Megawatt erzeugen und so etwa ein Fünftel ihres Gesamtverbrauchs decken. 2022 lag dieser bei rund 21.000 Megawattstunden. Die Universität könnte damit bereits mittelfristig Geld sparen: Wenn man die durchschnittliche Lebensdauer einer Solaranlage von 25 bis 30 Jahren, die erwartete Menge an Strom, die Investitions- und Wartungskosten und weitere Faktoren berücksichtigt, kommt man auf einen Preis von 7,1 bis 10,5 Cent pro Kilowattstunde Strom aus Photovoltaikanlagen an der MLU. Der Strompreis lag zum Zeitpunkt meiner Berechnung bei 35 Cent pro Kilowattstunde. Nach meiner Rechnung hätten die Solaranlagen ihre Investitionskosten nach ungefähr sechs bis sieben Jahren wieder eingespielt – das ist sehr schnell.
Ließe sich das denn schnell umsetzen?
Nicht in jedem Fall. Die Dächer müssten dafür in einem guten Zustand sein, sodass sie in den 30 Jahren nach der Installation nicht grundlegend saniert werden müssen. Dies ist ein kritischer Punkt, den man unbedingt noch betrachten sollte. Das konnte ich in meiner Masterarbeit jedoch nicht tun, weil mir die Informationen dazu fehlten. Meine Zahlen stellen also erstmal ein technisches Maximum dar. Andererseits wurden vor kurzem Änderungen beim Denkmalschutz beschlossen, die eine Installation von PV-Anlagen erleichtern sollen. Insofern könnte es eventuell sogar noch mehr nutzbare Flächen geben. Das Potenzial ist auf jeden Fall groß.
Sie haben mit der Arbeit Ihr Studium an der MLU beendet. Wie geht es nun für Sie weiter?
Ich habe ab jetzt eine Stelle beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt im Bereich der wasserwirtschaftlichen Grundlagen.