Moot-Court in Wien: Jura-Studierende gewinnen europäische Vorrunde
Zwölf Universitäten nahmen vom 11. bis 15. Februar an der europäischen Regionalrunde, einer von fünf weltweit, in der österreichischen Hauptstadt Wien teil. Die halleschen Jura-Studierenden Franka Nodewald, Miriam Eckmann, Karl Hohmann und Jannis Bertling hatten sich seit September 2018 intensiv auf die Europameisterschaft vorbereitet. Sie mussten nicht nur ausführliche Schriftsätze für die Kläger- und Beklagtenseite verfassen, sondern auch wieder und wieder die mündlichen Verhandlungen auf beiden Seiten üben. Dazu besuchten sie unter anderem die Rechtsanwaltskanzlei Linklaters in Düsseldorf und nahmen an einem Rhetorikcoaching teil.
Grundlage des Wettbewerbs ist ein Fall aus dem Recht der Welthandelsorganisation (WTO), bei der die Studierenden die Delegationen fiktiver Staaten simulieren. In diesem Jahr geht es um regionale Wirtschaftsintegration im Rahmen eines Freihandelsabkommens. In der fiktiven Konstellation streiten sich die Nationen um Einfuhrbeschränkungen und Zertifizierungsprozesse für ein seltenes Mineral, was vor allem im Bereich der erneuerbaren Energien Anwendung findet.
Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft
In Wien konnte sich das hallesche Team an den ersten beiden Tagen überzeugend gegen Mannschaften aus Leeuwen (Niederlande) und Zürich (Schweiz) durchsetzen. Im Halbfinale besiegten die Hallenser erneut Zürich und standen im Finale dem Team aus Genf (Schweiz), einem sehr erfolgreichen Team der vergangenen Jahre, gegenüber. Dort behauptete sich das MLU-Quartett erneut und errang den Titel. Gekrönt wurde der Erfolg dadurch, dass Jannis Bertling im Halbfinale und Franka Nodewald im Finale für das jeweils beste mündliche Pleading ausgezeichnet wurden.
„Eine so intensive Auseinandersetzung mit einem Fall, einem Rechtsgebiet und sich selbst wird man im Studium selten finden“, so Miriam Eckmann. Für die Weltmeisterschaften vom 4. bis 8. Juni in Genf will sich das Team auch weiter mit Rückhalt durch Prof. Dr. Christian Tietje und die Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht (TELC) vorbereiten. „Wir werden uns jetzt – nach einer kurzen Auszeit – in der Vorbereitung auf Genf darauf konzentrieren, die durch die Experten und Richter in Wien angebrachte Kritik in unsere Pleadings einzuarbeiten, um so noch besser auf die Argumente der anderen Teams reagieren zu können“, sagt Karl Hohmann.
Ein besonderes Highlight
„Dieser Erfolg stellt unter den erfolgreichen Teilnahmen der letzten Jahre ein besonderes Highlight dar. Es zeigt, welche exzellente Arbeit an der Forschungsstelle für transnationales Wirtschaftsrecht geleistet wird. Zudem zeichnet es die internationale Ausrichtung des Juristischen Bereichs und der Universität in Gänze aus, sich bei einem fremdsprachigen, internationalen Wettbewerb so erfolgreich zu präsentieren“, so Christian Tietje. Für die Studierenden selbst eröffnet die Teilnahme an einem englischsprachigen Moot Court die Gelegenheit, neben den wertvollen Erfahrungen im rhetorischen Bereich auch die für eine berufliche Tätigkeit unerlässlichen Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben. Zudem bietet sie den Zugang zu einem internationalen Netzwerk von Rechtsexperten.
Der internationale Wettbewerb der „European Law Student Association“ (ELSA) findet bereits zum 17. Mal statt, seit diesem Jahr unter dem Namen des berühmten Professors für Welthandelsrecht John Howard Jackson.
Update Juni 2019: Im Weltfinale der 22 besten Teams in Genf trat Halle in der Vorrunde als Kläger gegen Beijing (China) und als Beklagter gegen Taipeh (Taiwan) an. Die Viertelfinals der besten acht Teams haben die MLU-Studierenden verpasst. Neben dem Wettkampf haben die Hallenser in Genf den deutschen Botschafter bei der WTO Dr. Walter Hugo Werner getroffen und mit ihm über seine juristische Tätigkeit bei der WTO gesprochen.