Neue Technologien für alte Schriften
„Alte Schriften treffen immer öfter auf neue Technologien“, erklärt Molitor. Die Edition von historischen und kanonisierten Texten stellt traditionell eines der Arbeitsfelder der Philologien dar. Dies betrifft sowohl die altertumsbezogenen als auch die modernen und gesprochenen Sprachen. „Der seit dem frühen 19. Jahrhundert mit Hilfe von Karteikarten oder von Hand vorgenommene Abgleich unterschiedlicher Überlieferungsstufen literarischer Texte oder von Wörterbüchern erfolgt zunehmend auf elektronischem Wege“, so der Informatiker.
„Elektronisches Edieren“ heißt der neue interdisziplinäre Arbeitskreis am Universitätszentrum für Informatik (UZI), der das Ziel verfolgt, informationstechnologische Methoden in den Geisteswissenschaften zu etablieren. Wissenschaftler aus Romanistik, Germanistik, Altertumswissenschaften und Informatik haben sich hier zusammengefunden. „Erste modellhafte Projekte haben wir bereits realisiert, bearbeitet oder geplant“, beschreibt Molitor die Tätigkeit des Teams, das Dr. Jörg Ritter aus seiner Arbeitsgruppe leitet.
Dazu gehört die Entwicklung einer weitgehend automatischen Transformation des im pdf-Format vorliegenden von der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Hans-Joachim Solms am Germanistischen Institut erarbeiteten Mittelelbischen Wörterbuchs nach XML. Das bedeutet, es kann künftig im Internet mit Verlinkungen bereitgestellt werden und gestattet eine effiziente Arbeitsweise ohne langwierige Einarbeitungszeiten. Außerdem wird so der Export des Wörterbuchs in verschiedene Publikationsformate möglich.
Auch für die Editionen der Dramen von Karl Ferdinand Gutzkow sowie seiner „Briefe aus Paris“, die Wissenschaftler um Prof. Dr. Thomas Bremer am Institut für Romanistik bearbeiten, stellt der Arbeitskreis elektronische Umgebungen her, mit deren Hilfe künftig kommentierte Online-Ausgaben erstellt werden können. Solche Projekte lassen ahnen, welche zentrale Rolle Informatik in den verschiedensten Anwendungen spielt.