Neujahrsempfang: Über universitäre Erfolge und gesellschaftliche Herausforderungen

20.01.2020 von Katrin Löwe in Varia
Rund 170 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur hat Rektor Prof. Dr. Christian Tietje am Freitagabend zum Neujahrsempfang der Universität in der Aula begrüßt. In seiner Rede zog er eine Bilanz des vergangenen Jahres und warf einen Blick auf die Herausforderungen der Zukunft, zum Beispiel angesichts des Strukturwandels in der Region. Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann dankte der Uni unter anderem für ihr Engagement in der Lehrerbildung.
Neujahrsempfang 2020: Volle Stuhlreihen in der Aula
Neujahrsempfang 2020: Volle Stuhlreihen in der Aula (Foto: Markus Scholz)

Die Begrüßung war ganz nach dem Geschmack des Ministers: Der Verzicht auf protokollarische Gepflogenheiten, stattdessen die Einblendung der Namen aller Gäste des Neujahrsempfangs auf einer LED-Wand, das sei eine „wundervolle Idee“, die er mit in den politischen Raum nehme, erklärte Armin Willingmann zu Beginn seiner Rede in der Aula des Löwengebäudes. Einer Rede im Übrigen, in der er nicht auf Geld zu sprechen kommen wollte, denn die Hochschulfinanzen seien schließlich „deutlich besser als in der Vergangenheit“.

Also sprach der Minister unter anderem über Lehrerbildung – verbunden mit einem Dank an die Universität, an der im „hohen Maß“ Bereitschaft bestand, den Aufwuchs auf 800 neue Lehramtsstudierende pro Jahr zu tragen. Angesichts aktueller Debatten um eine stärkere Steuerung der Fächerwahl in der Lehrerbildung betonte er die freie Selbstbestimmung der Studierenden.

Schließlich sprach er jedoch auch über Geld. Dass Sachsen-Anhalt bei der Exzellenzstrategie des Bundes nicht erfolgreich war, sei bedauerlich, aber kein Beinbruch, sagte Willingmann. Ihm imponiere die Haltung der Universität nach dem Motto „jetzt erst recht“, betonte er. Das Land werde dies begleiten. „Wir verhandeln gerade den Haushalt. Wir werden schauen, dass wir Grundlagen dafür schaffen, dass Sachsen-Anhalt bei der nächsten Runde 2025 erfolgreich ist.“ An die anwesenden Landtags- und Bundestagsabgeordneten richtete er die deutliche Bitte: „Helfen Sie mir an dieser Stelle.“

Eine Bitte brachte auch Rektor Christian Tietje an – vor dem Hintergrund der Ankündigung, in Halle oder Cottbus eine Zweigstelle der Bundeszentrale für politische Bildung einzurichten. In Halle, in einem Gebäude gemeinsam mit der Universität, wäre sie die „einmalige Chance der Verknüpfung von politischer Bildung und wissenschaftlicher Forschung im Interesse gesellschaftlicher Stabilität“, sagte Tietje. Er würde sich freuen, wenn alle maßgeblichen Akteure aus Stadt, Land und Bund daran gemeinsam arbeiten. Dass das Thema – die gesellschaftliche Stabilität – von großer Bedeutung ist, hätten der Anschlag vom 9. Oktober 2019, aber auch der kürzliche Angriff auf das Bundestagsbüro von Karamba Diaby gezeigt. In dem Zusammenhang zitierte Tietje eine E-Mail der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in der deren Präsidentin Prof. Dr. Katja Becker ihm mitteilen lässt, „dass wir gerade anlässlich der aktuellen Vorkommnisse in Halle viel an die Universität und ihre Leistungen denken und als Deutsche Forschungsgemeinschaft hinter Ihnen stehen.“

Klima- und Strukturwandel werden auch 2020 bestimmende Themen sein, hatte der Rektor zuvor betont. Die Universität habe bereits vor längerer Zeit zwei zentrale Projekte vorgestellt: ein Institut für nachhaltige Energie- und Materialwirtschaft und ein interdisziplinäres Institut zur Erforschung des Strukturwandels und der Biodiversität. Mit Bildungs- und Forschungskapazitäten in diesen Bereichen könnten die besten Ergebnisse für die Region erzielt werden, betonte Tietje. Wichtigste langfristige Wachstumstreiber seien Bildung sowie Forschung und Entwicklung.

Zur Neujahrsbegrüßung, der 518. der Universität, gehörte freilich auch ein Rückblick auf das vergangene Jahr. Tietje listete dabei eine Reihe von Erfolgen auf: eine weiterhin hohe Zahl an Studierenden, die Internationalisierung der Lehramtsausbildung, ein steigendes Drittmittelaufkommen, die Verlängerung der Förderung für den Sonderforschungsbereich „Polymere unter Zwangsbedingungen“ an der MLU und den Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) der Universitäten Halle, Jena und Leipzig oder die Förderung in den Bundesprogrammen zum Tenure Track und „Exist Potentiale“ waren einige davon. Tietje nannte auch den Erfolg bei der Einwerbung von Fördermitteln im Programm „Kleine Fächer-Wochen“. 

Nicht zuletzt sei man im Bereich der Internationalisierung „ein gutes Stück vorangekommen“, auch 2019 wurden neue Partnerschaften besiegelt. Zudem ging Tietje auf Highlights des Jahres 2019 wie das Große Frühjahrskonzert, die Einweihung einer Gedenkstele für die Opfer politischer Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, prominent besetzte Hallesche Wirtschaftsgespräche oder die Ringvorlesung zur Neuen Seidenstraße ein, die vom ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff eröffnet wurde. 

Nach der traditionellen Übergabe der Neujahrsgaben Salz, Soleier und Schlackwurst durch die Halloren der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle wurden die Gäste mit Gesprächsstoff der besonderen Art in den Rest des Abends entlassen. Der Präsident der Vereinigung der Freunde und Förderer der MLU Dr. Ralf-Torsten Speler kündigte eine Erweiterung der Rektorengalerie im Historischen Sessionssaal an. Im April werde das nächste Porträt überreicht, verriet Speler. Welchen Rektor es abbildet und welcher Künstler ihn verewigt hat, das blieb allerdings ein Geheimnis.
 
Mehr zur Bilanz für 2019 gibt es im gerade erschienenen Jahresmagazin der Universität zu lesen. 

Die Neujahrsrede des Rektors im Wortlaut

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