Service für die digitale Lehre: zehn Jahre LLZ

19.12.2022 von Katrin Löwe in Campus, Studium und Lehre
2012 wurde an der Universität das Zentrum für multimediales Lehren und Lernen (LLZ) eingerichtet, um Lehrende und Studierende im Bereich der Digitalisierung sowohl didaktisch als auch technisch zu unterstützen. Der Geschäftsführende Direktor Prof. Dr. Torsten Schubert und Geschäftsführer Dr. Michael Gerth ziehen Bilanz.
Das Team des LLZ im neuen Prüfungscenter
Das Team des LLZ im neuen Prüfungscenter (Foto: Markus Scholz)

„Die Videoaufzeichnung ist ein super Angebot und wird von mir gerne und oft genutzt.“ – „Ich habe die Chance alles zu verstehen, indem ich wiederhole und stoppe und nachdenke.“ Diese beiden Kommentare von Studierenden zu Vorlesungsvideos stammen nicht aus der Zeit der Corona-Pandemie, in der quasi über Nacht die komplette Lehre an der MLU auf Online-Betrieb umgestellt werden musste. Sie sind fast zehn Jahre alt, aus dem Sommer 2013, als an der MLU die ersten Veranstaltungen evaluiert wurden, bei denen Lehrende ihre Vorlesungen aufzeichnen ließen. Ein Ergebnis: 80 Prozent der befragten Studierenden wünschten sich weiterhin die Videos.

Ein Jahr vor dieser Befragung, im Juli 2012, hatte das „Zentrum für Multimediales Lehren und Lernen“ an der MLU seine Arbeit aufgenommen - als Teil des Innovationsprojekts „Studium multimedial“, für das die Universität in einer ersten Förderphase sechs Millionen Euro aus dem „Qualitätspakt Lehre“ von Bund und Ländern erhielt. Der Auftrag: die Lehre an der Uni mit Hilfe multimedialer Angebote zu modernisieren. Bis Ende 2020 wurde das LLZ in einer zweiten Phase mit weiteren 6,5 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm gefördert und dann als zentrale Einrichtung an der MLU verstetigt. Im Rückblick sei das Zentrum an vielen technischen und didaktischen Lehrinnovationen beteiligt, sagt Geschäftsführer Dr. Michael Gerth. „Auch wenn es heute für Lehrende und Studierende selbstverständlich ist: Die Ausrüstung von 25 zentralen Hörsälen mit Videoaufzeichnungstechnik, die Optimierung der Abläufe von der Anmeldung einer Aufzeichnung über die Videocodierung bis zu dem Punkt, an dem das Video den Studierenden im zugehörigen Kurs zur Verfügung steht, ist weder technisch noch logistisch trivial“, sagt er. Aktuell entstehen laut Gerth pro Semester allein über die Aufzeichnungssysteme in den Hörsälen rund 1.000 Videoaufzeichnungen.

Eine ähnliche rasante Entwicklung wie bei den Vorlesungsaufzeichnungen hat das LLZ beim elektronischen Prüfen konstatiert. Nachdem die rechtlichen und technischen Hürden 2014 weitgehend überwunden waren, nutzten immer mehr Lehrende die Möglichkeit, so dass die bisherigen kleineren Computerpools bald nicht mehr ausreichten und jeweils am Ende des Semesters ein temporäres Prüfungs-Center im Dachgeschoss des Instituts für Informatik aufgebaut wurde. „Als auch diese Kapazitäten den wachsenden Bedarf nicht mehr abdecken konnten, entschloss sich die Universität zum Aufbau eines stationären Prüfungscenters, das 2022 mit knapp 200 Plätzen in der Nähe des Stadtzentrums eröffnet werden konnte“, so Gerth. Bereits seit 2019 führt Sachsen-Anhalt als erstes Bundesland das zweite Juristische Staatsexamen digital durch – eine Kooperation von Landesjustizprüfungsamt und LLZ.

Und dann war da noch Corona. Die gesamte Lehre innerhalb weniger Wochen auf „online“ umzustellen, war nicht nur für Lehrende und Studierende eine Herausforderung, sondern auch für das IT-Servicezentrum und das LLZ. „Dabei war die Umstellung auf Online-Lehre durch die Ergänzung entsprechender Videokonferenzsoftware in Verbindung mit dem schon zuvor stark genutzten Lernmanagementsystem ILIAS fast noch leichter zu handhaben als die Prüfungen“, erinnert sich Gerth. Rund 300 Online-Prüfungen mit rund 17.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden allein im ersten Online-Semester 2020 realisiert. 2022 waren es insgesamt etwa 600 vom LLZ betreute E-Prüfungen mit rund 35.000 Teilnehmenden.

Als Projekt im „Qualitätspakt Lehre“ verfügte das LLZ bis Ende 2020 auch über einen eigenen Forschungsbereich unter der Leitung des Geschäftsführenden Direktors Prof. Dr. Torsten Schubert. „Mit einem eigenen Förderprogramm konnten mehr als zehn Forschungsvorhaben im Bereich der Digitalisierung in der Lehre gefördert und vernetzt werden, die mit einer Reihe von Publikationen, Qualifikationsarbeiten und weiterführenden Projekten erfolgreich die Leistungsfähigkeit der MLU im Bereich digitale Lehre unterstreichen“, sagt der Professor für Allgemeine Psychologie. Diese umfangreichen Erfahrungen bringt das LLZ aktuell auch in das Verbundprojekt „eService-Agentur der Hochschulen im Land Sachsen-Anhalt“ (eSALSA) ein. Unter der Gesamtprojektleitung der MLU bündeln acht Hochschulen darin das Wissen zu digitalen Prüfungen, hybriden Lernszenarien und zur Online-Weiterbildung für Lehrende in Sachsen-Anhalt.

Die digital gestützte Lehre habe durch die Erfahrungen der Onlinesemester zweifellos einen Schub erhalten, so Schubert. In einer Präsenzuniversität gehöre der sinnvolle und wissenschaftlich begründete Einsatz entsprechender Software und Methoden dazu. „Viele Lehrende haben während der Pandemie die Vorteile der digital gestützten Lehre schätzen gelernt und werden vieles davon weiter anwenden“, prognostiziert Schubert. Das LLZ sei also auch in der Zukunft gefordert. Die 2022 eröffneten Active-Learning-Spaces sowie die Weiterentwicklung einer digital gestützten Lernanalyse oder der Lehre mit Bildungsmaterialien auf Basis von Open-Educational-Resources – Bildungsmaterialien unter offener Lizenz – seien nur einige Beispiele für weitere Innovationen.

Angebote des LLZ

Der Service des LLZ umfasst im Detail die didaktisch orientierte Beratung zu digitalen Lehr- und Lernmaterialien und digital gestützten Methoden, die Unterstützung bei E-Prüfungen, Vorlesungsaufzeichnungen und videobasierten Lehrmaterialien. Insgesamt wurden so bisher mehr als 1.000 Lehrprojekte unterstützt. Daneben bietet das Zentrum Schulungen und Weiterbildungsangebote an, koordiniert die Anpassung an rechtliche Vorgaben beim digital gestützten Lehren, Lernen und Prüfen, wirbt Drittmittel ein, unterstützt das Prorektorat Studium und Lehre bei der Vergabe des Lehrpreises @ward und kooperiert mit Projekten in den Fakultäten ebenso wie mit anderen Serviceeinrichtungen auf Landesebene.

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