Soziologin will ökonomische Selbstverständlichkeiten aufbrechen
„Die Wirtschafts- und Organisationssoziologie befassen sich mit Phänomen, die in unserem Alltag allgegenwärtig sind“, erläutert die 44-Jährige. Oft erscheine es uns schwer vorstellbar, dass wirtschaftliche Zusammenhänge und institutionelle Abläufe auch anders gestaltet werden könnten. „Mich reizt es, diese Selbstverständlichkeiten aufzubrechen und die historische Besonderheit der ökonomischen und organisationalen Welt offen zu legen.“
Konstanze Senge schaut mit einem kritischen Blick auf den Wachstumszwang des Kapitalismus. Neo-Institutionalismus sowie die Zusammenhänge zwischen Finanzmärkten, Entscheidungsverhalten, Nachhaltigkeit und Emotionen sind weitere Schwerpunkte der Soziologin. Ihre Forschungsfragen lauten etwa: "Warum gab es kaum substantielle Regulierungen nach der Finanzkrise? Wie gehen wir mit den durch die Finanzkrise bedingten Unsicherheiten um und welche Auswirkungen hat sie? Warum glauben Finanzmarktakteure, die zukünftige Entwicklung der Märkte vorhersagen zu können?"
Die gebürtige Düsseldorferin hat zunächst in Essen ein Magister-Studium der Kommunikationswissenschaft, Germanistik und Psychologie abgeschlossen, bevor sie ein Master-Studium der Soziologie an der Boston University anschloss. Nach 3 Jahren kehrte sie aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurück, um an der TU Darmstadt mit einer Arbeit über die Entwicklung der Organisationswissenschaft zu promovieren.
Nach der Promotion wechselte Senge an die Universität Hamburg, wo sie sechs Jahre als wissenschaftliche Assistentin arbeitete und drei Jahre lang den Forschungsbereich der Research Area I „Institutional Constellations that Frame the Markets“ am Center für Globalisierung und Governance leitete. An den Universitäten Bielefeld und Darmstadt war sie anschließend als Vertretungsprofessorin tätig.
2014 habilitierte sie sich an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Hamburg mit einer Arbeit über die Entwicklung von Corporate Social Responsibility. Zuletzt war sie für 3 Monate als Visiting Scholar an der Boston University zu Gast.