Sparen, um zu kämpfen
Am heutigen Donnerstag sind Rektor und Kanzler dabei, wenn der Personalrat sich zur Klausursitzung trifft. Morgen gibt es mehrere Gespräche mit Dekanen und Prodekanen, wie schon in den vergangenen Tagen und Wochen. In der kommenden Woche geht es munter weiter, unter anderem stehen Termine mit dem Studierendenrat und Vertretern weiterer Statusgruppen auf dem Plan. Die Zeit drängt: Bis zum 30. September soll das Strukturkonzept stehen, zu dessen Erstellung der Senat das Rektorat in Anbetracht der prekären Haushaltslage im Juli aufgefordert hat – und das bei der kommenden Senatssitzung am 10. Oktober lebhaft diskutiert werden dürfte.
Schon jetzt spricht die Gewerkschaft ver.di von einer „Selbstkastration“, der Studierendenrat wählt ähnliche Formulierungen. In seiner Stellungnahme fordert er das Rektorat auf, „politischen Druck aufzubauen“. Die Mitteldeutsche Zeitung kommentierte, die Uni Halle erwäge „zu sparen, bevor die nächsten Zielvereinbarungen anstehen, vorauseilend sozusagen“. Am Ende werde „nur eins stehen: Unterfinanzierung“.
Von „vorauseilend“ könne nicht die Rede sein, sagt hingegen Rektor Prof. Dr. Udo Sträter. „Im Gegenteil: Wir kümmern uns hier um ein Problem der Vergangenheit, das nicht bewältigt ist. Politisch ist das Schnee von gestern.“ Im Prinzip schleppe die MLU das Defizit seit 2006 mit sich herum, von Jahr zu Jahr habe es sich erhöht. Die Universität habe es bislang abfedern können, „mittelbar durch das Geld aus dem Hochschulpakt, das wir zum Erhalt der bestehenden Studienplätze eingesetzt haben“. Doch der Hochschulpakt laufe demnächst aus, ob er verlängert werde, sei ungewiss. „Daher müssen wir aus dieser Schleife raus und ins Budget rein“, sagt Sträter.
Rund 135 Millionen Euro brauche die MLU jährlich. „Das müssen wir 2013 durchsetzen, wenn es um neue Zielvereinbarungen und einen neuen Doppelhaushalt geht. Um dieses Budget werden wir dann mit allen Mitteln kämpfen. Aber das können wir nur, wenn wir vorher Klarheit schaffen.“
Das bedeute in der Tat: Kürzungen. „Aber hier wird natürlich niemand entlassen. Und wir holen auch nicht den Rasenmäher raus. Die Frage lautet: Welche frei werdenden Stellen besetzen wir wieder, welche nicht?“ Es gehe um Profilbildungen und Kooperationen. „Fächergruppen können neu miteinander vernetzt oder neu strukturiert werden. Dann können auch mal aus sechs Professuren fünf werden.“ Auch kleine Bereiche könne man so aufstellen, „dass sie auf die Beine kommen, mehr Studierende anziehen und mehr Drittmittel einwerben“.
Ein Diskussionspapier habe das Rektorat bereits geliefert. Darin werde auch klar, „dass sich der Prozess bis 2018/19 hinziehen wird“. Natürlich dürfe das Profil der Martin-Luther-Universität nicht geschädigt werden, und ihre Leistungsfähigkeit müsse erhalten bleiben. „Wir werden mit Sicherheit keine Professuren aus Forschungsschwerpunkten herausnehmen und auch nicht aus Bereichen, die von Studierenden besonders stark nachgefragt werden.“
Zudem gebe es noch einen Faktor, der derzeit nicht einzuschätzen sei: Mitte kommenden Jahres will der Wissenschaftsrat seinen Bericht zur Hochschullandschaft Sachsen-Anhalts vorlegen. „Es kann durchaus sein, dass wir das Einsparpotenzial dann im Herbst 2013 anders definieren als jetzt. Aus meiner Sicht weisen die Vorschläge des Rektorats entsprechenden Spielraum auf.“
Er wolle die Verhandlungsposition der MLU stärken, erklärt Sträter. „Die Botschaft an die Landesregierung und die Abgeordneten lautet: Wir bringen unsere Strukturen in Ordnung – aber dann ist auch Ende der Fahnenstange.“