Spende für Jüdische Gemeinde

15.01.2020 von Ulrich Blum in Varia
Studierende und Professoren aus den Wirtschaftswissenschaften der Universität haben ein klares Bekenntnis zur Jüdischen Gemeinde in Halle abgegeben. Drei Monate nach dem Anschlag auf die hallesche Synagoge haben sie eine Spende überreicht, gesammelt wurde bereits während einer Vorlesung kurz nach dem Ereignis. Ein Bericht von Prof. Dr. Ulrich Blum
Ulrich Blum (links) bei der Spendenübergabe an Max Privorozki
Ulrich Blum (links) bei der Spendenübergabe an Max Privorozki (Foto: privat)

Es war die erste Lehrveranstaltung „Grundlagen der Volkswirtschaftslehre“ des Wintersemesters 2019/2020, nur eine Woche nach dem Anschlag auf die Synagoge am 9. Oktober. Prof. Dr. Ulrich Blum, der die Vorlesung im Steintorvarieté vor rund 600 Studierenden hielt, fragte unmittelbar: Wie würden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlen, wenn plötzlich jemand mit einem Maschinengewehr durch die Tür käme, um wahllos in die Menge zu schießen; was würden sie tun? Ob es nicht angemessen sei, ein klares Bekenntnis zur Jüdischen Gemeinde in Halle mit einer Spende aus den Reihen der gesamten Vorlesung abzugeben? Schnell waren die mitgebrachten Teedosen verteilt, am Ende der Vorlesung waren rund 650 Euro eingesammelt, die durch zwei Professorenspenden von Ulrich Blum und Prof. Dr. Ingo Pies auf 800 Euro anwuchsen.

Am Mittwoch, dem 8. Januar 2020, wurde diese Spende zu Beginn der Vorlesung an den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Max Privorozki übergeben. Dieser dankte dafür, in der Spende komme ein Bekenntnis der Verbundenheit von so Vielen zum Ausdruck. Diese Solidarität aus der Region habe ihn nach dem Anschlag besonders berührt. Schüler hätten ihre Lehrer spontan bewogen, die Synagoge zu besuchen, 2.000 Hallenser hätten bei der Gedenkfeier ihre Verbundenheit gezeigt, und nun die Universität. Das alles sei viel wichtiger als große Politikerbesuche, die schnell vorübergingen.

„Die Menschen müssen ihren Glauben verteidigen und Gott verteidigt die Menschen – dies sei eine tiefe jüdische Überzeugung“, so führte Max Privorozki weiter aus und erinnerte damit an zwei wichtige, nicht im Talmud begründete Feste, deren Ursprung auf Ereignisse vor der Zeitwende zurückgeht und die den steten Überlebenskampf des jüdischen Volkes abbilden: Das Fest Purim verweist auf das Bekenntnis Gottes zu seinem Volk, das er vor der Auslöschung bewahrte. Parallel zur gerade vergangenen Weihnachtzeit lag dieses Mal das acht Tage dauernde Lichterfest Chanukka, welches an die Verteidigung des Glaubens und die Wiedereinweihung des zweiten Tempels zu Jerusalem erinnert. Beide hätten durchaus Bezug zum aktuell wieder aufflammenden Antisemitismus ebenso wie zur jüngeren Geschichte, war doch das 20. Jahrhundert geprägt vom Versuch der Nationalsozialisten, das europäische Judentum auszurotten, und verfolgten doch die Kommunisten die Juden mit dem Ziel, von ihrem Glauben abzuschwören. Mit einem langen Applaus wurde Max Privorozki verabschiedet.

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