Strumpfbänder und Wortspiele

01.10.2018 von Friederike Stecklum in Varia, Schlussstück
Strumpfbänder: Das sind zarte dünne Stoffstreifen, die Feinstrümpfe am Bein halten und verführerischen Zwecken dienen. Ein Ort, an dem man weniger mit ihnen rechnen würde, ist eine Bibliothek. Doch im Hauptgebäude der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) befindet sich ein sogenannter Strumpfbandkatalog. Auch er verführt: zu wortspielerischem Schabernack.
Umsortierte Kästen: Der "USB-Stick" wurde im Strumpfbandkatalog von Nutzern so gelegt.
Umsortierte Kästen: Der "USB-Stick" wurde im Strumpfbandkatalog von Nutzern so gelegt. (Foto: Friederike Stecklum)

Die alphabetisch sortierten Pappschachteln laden dazu ein, sie so umzusortieren, dass ihre Beschriftungen Wörter oder Sätze ergeben. Mit ihrer Hilfe werden Botschaften versendet. Unlängst animierten zwei Kästchen die Nutzer zu „Trav dich“ (für „Trau dich“). Wer wohl damit gemeint war? Bei dem regen Besucherverkehr im Aufenthaltsraum der ULB, wo der Strumpfbandkatalog steht, lässt sich das schwer nachvollziehen. „Frag Siri“ wurde mit zwei anderen Kästen vorgeschlagen. Ob die mobile Sprachassistentin eine Antwort wüsste, ist offen.

Dass die Kästen ihren Platz wechseln, blieb nicht lange unentdeckt. „Bei einer Führung fielen mir Usb und Stick nebeneinander auf, die nicht zusammengehören. Da wurde mir klar, dass die Nutzer Kästchen umsortieren“, erzählt Ellen Reihl, stellvertretende Direktorin der ULB. Glücklicherweise sind sie zusätzlich mit Nummern beschriftet, sodass die Bibliotheksangestellten sie ohne großen Aufwand zurücksortieren können.

Natürlich ist es nicht die Idee des Strumpfbandkatalogs, Lernpausen mit Wortspielereien zu überbrücken. Früher recherchierten Nutzer damit nach Werken. Deren Titel sind auf Pappstreifen im Inneren der Schachtel vermerkt. Der Name des Katalogs stammt übrigens daher, dass die Streifen von einem starken Gurtband zusammengehalten werden, das an ein Strumpfband erinnert. Die Idee brachte der erste hauptamtliche Leiter der ULB Otto Hartwig aus Marburg mit, der 1876 in Halle anfing.

Heute werden die Kästen aber nicht nur aus Spaß umsortiert. „Einmal dachte ich, dass ein Führungsteilnehmer im Strumpfbandkatalog recherchieren will, weil er ein Kästchen aus dem Regal nahm und etwas darin suchte“, erzählt Ellen Reihl. Als sie ihn darauf hinwies, dass der Katalog online verfügbar sei, stellte sich heraus, dass er nicht auf der Jagd nach einem Buch war. Im Katalog war ein Geocache – ein Schatz aus einer GPS-Schnitzeljagd – versteckt. „Zu diesem gibt es eine Internetseite mit Erklärungen für die Schnitzeljagd. Es wird darauf hingewiesen, sich in der Bibliothek ordentlich zu benehmen. Deshalb darf der Schatz für weitere Cache-Jäger hierbleiben“, sagt Reihl.

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