Synchrone Seminare, Wandern im Harz: Johanna Kippe blickt auf ein Jahr Online-Lehre
Seit einem Jahr begleitet uns die Corona-Pandemie. Wann hast du denn das letzte Mal die Universität von innen gesehen?
Johanna Kippe: Das war Ende November zum Wochenend-Seminar „Lebens- und Sterbebegleitung von körperbehinderten Kindern“. Wir saßen alle mit 1,50 Meter Abstand in einem größeren Raum, in dem wir regelmäßig gelüftet und die ganze Zeit eine Maske getragen haben. Das ging tatsächlich ganz gut. Danach war ich nicht nochmal da. Das Uni-Leben und meine Freundinnen aus dem Studium fehlen mir natürlich sehr.
Wie hältst du mit deinen Freundinnen Kontakt?
Dafür nutzen wir unter anderem auch die Studiengruppen. Wenn wir uns zum Beispiel für eine Prüfung besprechen, verabreden wir uns bereits fünf Minuten früher oder wir bleiben danach noch etwas länger im virtuellen Raum und quatschen.
Wo hast du dich häuslich eingerichtet für die Online-Lehre?
Ich wohne wieder bei meinen Eltern in Schwanebeck. Es klingt lustig, aber wir leben hier fast so wie in einer WG. Jeder hat sein eigenes Zimmer – zum Essen und für gemeinsame Aktivitäten kommen wir dann zusammen. Ich bin auch viel bei meinem Freund. Aber wir suchen noch nicht nach einer gemeinsamen Wohnung. Das wollen wir von meinem Referendariatsplatz abhängig machen.
Zwei Semester liegen noch vor dir. Läuft noch alles nach Plan oder liegst du wegen der Corona-Pandemie im Rückstand mit deinen Studienleistungen?
In der Tat sind ein paar Praktika auf der Strecke geblieben. Aber die kann ich auch noch am Ende meines Studiums dranhängen. Das haben schon viele Studierende gemacht – auch vor Corona. Vielleicht ist das auch gar nicht schlecht, um schon einmal Kontakte für das Referendariat zu knüpfen. Aber erstmal möchte ich alle noch offenen Module fertigbekommen.
Stichwort Lehrveranstaltungen: Du hattest beim letzten Gespräch gesagt, dass du viel Textarbeit hattest. Hat sich daran was geändert?
Ich muss gestehen: Ich hatte mir das letzte Sommersemester etwas zu vollgepackt mit asynchronen Veranstaltungen, also Onlineformaten, bei denen Lerninhalte bereitgestellt und selbst erarbeitet werden. Ich dachte mir: Wenn sie online stattfinden, kann ich auch mehrere parallel laufen lassen. Das war ein Fehler. Jetzt setze ich mich lieber anderthalb Stunden vor mein Tablet in ein synchrones Seminar und diskutiere mit, anstatt mir einen Text durchzulesen und nicht darüber sprechen zu können.
Du sagtest damals auch, dass alle Beteiligten in diese neuen Bedingungen erst einmal hineinwachsen müssen. Hat sich denn auch etwas auf der Seite der Lehrenden getan?
Insgesamt hat es sich echt gebessert – allein schon durch MLUconf, was viel mehr ausgereift ist. Es gibt Dozentinnen und Dozenten, die das richtig gut nutzen, indem sie zum Beispiel Umfragen starten und wir mit Emojis wie „Daumen hoch“ antworten. Da wir oft Gruppenarbeiten in Breakout-Räumen mit maximal sieben Personen machen, bringen sich auch alle Teilnehmenden gleichermaßen gut ein und jeder kommt zu Wort.
Da gibt es sicher trotzdem Eigenheiten, an die du dich gewöhnen musstest.
Ja, es gab zum Beispiel immer dienstags ein Seminar, das ab 10:30 Uhr stattgefunden hat. Und wenn man sich da nicht schon um 10:20 Uhr eingeloggt hat, dann bekam man Schwierigkeiten, pünktlich in den Raum zu gelangen. Offenbar haben am Dienstag sehr viele Studierende parallel Online-Sitzungen, wodurch das System überlastet. Aber das ist auch nicht tragisch: Die Dozentin hat immer gewartet, bis es alle in den Raum geschafft hatten.
Welchen Ausgleich schaffst du dir zur Online-Lehre – hast du vielleicht sogar ein neues Hobby entdeckt?
Mein Freund und ich haben durch Corona das Wandern wieder für uns entdeckt. Wir absolvieren gerade die „Harzer Wandernadel“. Im ganzen Harz sind 222 Stempelkästen auf Wanderwegen verteilt. Wenn du alle Stempel gesammelt hast, bist du eine „Harzer Wanderkaiserin“. Dadurch laufen wir auch nicht immer nur die gleichen Strecken wie beim Spazierengehen. Leicht zu erreichen sind die Stempelkästen mitunter nicht. Wir konnten bislang rund 50 Stempel sammeln – wir haben also noch ein bisschen was vor uns.
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