Unauffällig: Die Büsten neben der Aula
Mit diesem Stichwort wird es dann auch einfacher, die beiden zu erkennen, die Rede ist von Martin Luther und Philipp Melanchthon. Genauer gesagt von ihren Büsten, die zum Osterfest 1931 vor der Aula aufgestellt wurden. Anlass war die 400-Jahr-Feier der „Confessio Augustana“ – eine Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche – im Jahr 1930, die an der hallesch-wittenbergischen Universität begangen wurde.
Die Universität Martin Luthers erhoffte sich eine große Zahl an Gästen nicht nur aus der eigenen Provinz und Deutschland, sondern aus der ganzen protestantischen Welt. Was noch fehlte, waren Büsten der bekanntesten Reformatoren. Also schenkte der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung diese der Uni. Den Auftrag für die Plastiken bekam einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, der seit 1925 Professor an der halleschen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein war: Gerhard Marcks. Mit einem kleinen Budget sollte das Projekt umgesetzt werden. Marcks verzichtete also auf den ursprünglich geplanten weißen Marmor und ließ die Büsten in Bronze gießen. Expressive, moderne und reduzierte Bildnisse entstanden.
Die Büsten von Luther und Melanchthon ergänzen die halleschen Gelehrten, die bereits im 19. Jahrhundert reihenweise in Marmor gemeißelt wurden. Zu dieser Zeit war es Brauch, Uni-Angehörige durch das Aufstellen von Porträtbüsten zu ehren. Für Christian Thomasius, August Herrmann Niemeyer und Johann Christian Reil bedeutet die Neuanschaffung auch einen Umzug: Aus der Aula in das Treppenhaus im Löwengebäude. Die heute acht Gelehrtenbüsten im Wandelgang des Hauptgeschosses erinnern an eine Ahnengalerie – und die ist noch nicht einmal vollständig. Denn über 80 Plastiken bedeutender hallescher Wissenschaftler sind im Besitz der Universität.