Virtual Moot Court: Jura-Studierende aus Halle im Finale
Zehn Universitäten nahmen vom 3. bis 7. März an der europäischen Regionalrunde, einer von fünf weltweit, teil. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde diese online ausgetragen. Die halleschen Jura-Studierenden Isabell Bolle, Luca Breywisch und Moritz Lüers hatten sich seit September 2020 intensiv auf die Europameisterschaft vorbereitet. Den Zeitraum von September bis Januar verbrachte das Team damit, Schriftsätze für die Kläger- und Beklagtenseite auszuarbeiten, anschließend studierte es in sogenannten Pleadings die mündliche Verhandlung ein. Unterstützt wurden die Studierenden dabei unter anderem durch die Rechtsanwaltskanzlei Linklaters in Düsseldorf. Zudem nahmen sie an Rhetorikcoachings teil.
Der Fall: Es geht um Fitnessriegel
Grundlage des Wettbewerbs ist ein Fall aus dem Recht der Welthandelsorganisation (WTO), bei der die Studierenden die Delegationen fiktiver Staaten simulieren. In diesem Jahr geht es um die Bekämpfung von nicht übertragbaren Krankheiten, insbesondere um Fettleibigkeit. Dazu hatte der Beklagtenstaat Maßnahmen erlassen, um gegen ungesunde Fitnessriegel vorzugehen. Dies war nach Ansicht des Klägerstaates nicht mit dem WTO-Recht vereinbar. Besondere Relevanz hat der Fall durch den erst seit Ende vergangenen Jahres in Deutschland offiziell anerkannten Nutri-Score, eine leicht verständliche Nährwertkennzeichnung, die als Skala auf der Vorderseite von Lebensmittelprodukten zu finden ist.
Durch den Umfang der zu behandelnden Maßnahmen und deren Anzahl, die bisher noch nicht geklärte Einstellung der Gerichte und laufende wissenschaftliche Debatten zu Produktlabeln war der diesjährige Moot-Court-Fall besonders anspruchsvoll. An den ersten beiden Tagen des Wettbewerbs konnte sich das hallesche Team überzeugend gegen Mannschaften aus London und Münster durchsetzen. Im Halbfinale besiegten die Hallenser erneut London und standen im Finale wiederum dem Team aus Münster gegenüber. Dort schlug sich das Trio gut, allerdings konnten die Münsteraner das Panel der WTO-Expertinnen und -Experten ein wenig mehr von sich überzeugen. Besonders hervorzuheben ist, dass das MLU-Team mit der völlig neuen Situation einer virtuellen Austragung zurechtkommen musste, die es mit Bravour bewältigte. Dafür wurde es von jedem Panel gelobt.
Im Finale konnten dieses Jahr aufgrund des Online-Formats erstmalig Rektor Prof. Dr. Christian Tietje und Mitarbeitende seines Lehrstuhls mitfiebern. Das war für das Team eine große Ehre und Unterstützung.
Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft
Alle Beteiligten hoffen nun, dass die Weltmeisterschaft im Juni in Genf in Präsenz ausgetragen werden kann. Noch steht die Entscheidung dazu aus. Da nur die 20 besten Teams von über 100 teilnehmenden weltweit in das Finale einziehen, wird der Anspruch dort deutlich höher sein. „Wir werden uns in Vorbereitung auf Genf darauf konzentrieren, die Hinweise der Experten und Richter in unsere Pleadings einzuarbeiten, um so auch in Genf Bestleistungen zeigen zu können”, so Luca Breywisch stellvertretend für das Team.
Dabei können die MLU-Studierenden sich weiterhin auf die Unterstützung ihres Coaches Franka Nodewald und der Organisatoren Mathea Schmitt und Marcel Valentin verlassen. Hinter der Mannschaft stehen zudem insbesondere Rektor Tietje und die Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht (TELC) der Universität. Auch die ehemaligen Teilnehmenden des Moot Courts sind ein Rückhalt.
Die Teilnahme an dem englischsprachigen Moot Court, der gerade zum 19. Mal stattfindet, eröffnet Studierenden die Gelegenheit, neben wertvollen Erfahrungen im rhetorischen Bereich auch die für eine berufliche Tätigkeit unerlässlichen Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben. Zudem bietet sie den Zugang zu einem internationalen Netzwerk von Rechtsexperten.