Vom Staub befreit
Die Matrikelbände enthalten fast alle Unterschriften der Studierenden, die sich jemals an der Universität eingeschrieben haben. Es handelt sich um Einträge aus dem Zeitraum von 1700 bis 1979. Darunter auch Originalunterschriften berühmter Persönlichkeiten, die in Halle studierten. So wie die von Georg Friedrich Händel und Clemens Brentano.
„Pro Monat schauen 20 bis 30 Mal Nutzer in die Bände“, erklärt Dr. Michael Ruprecht, Leiter des Universitätsarchivs, „denn durch die die Einträge kann auch festgestellt werden, wer wann in Halle studierte.“ Zusätzlich sind durch die Einträge Aussagen über die Universität möglich. Wann es welche Fächer gab, und wie viele diese studierten und ganz allgemein, wie attraktiv die hallesche Universität zu bestimmten Zeiten war. Damit stellen die 70 Matrikelbände und sechs Registerbände der Universität einen kulturellen und historischen Schatz dar, der auch heute noch gefragt ist.
Durch Lagerung oder Benutzung waren die Matrikel- und Registerbände beschädigt. Der Zahn der Zeit hatte heftig an ihnen genagt. Das Leipziger Zentrum für Bucherhaltung führte die Restaurierung durch. Seine Mitarbeiter banden die Bände teilweise neu oder reparierten ihre Einbände. Sie reinigten die wertvollen Schriftstücke Seite für Seite und schlossen Risse im Papier. Jetzt stehen die Bände wieder für Nutzer zur Verfügung.
Eine Rundumerneuerung genossen auch die rund 1800 historischen Lehrtafeln aus den Naturwissenschaften. Sie stammen aus den Jahren 1875 bis 1970. Weil sie durch digitale Neuerungen nach und nach aus der Lehre verschwanden, beachtete man sie jahrzehntelang nicht. Sie waren stark in Mitleidenschaft gezogen und benötigten eine Verjüngungskur. Aufgefrischte Farben oder erneuerte Halterungen sind das Ergebnis. „Die Universität besitzt eine der größten Sammlungen von Lehrtafeln in Deutschland.“, sagt Dr. Frank Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der MLU.Diese Sammlung ist nun wieder für Forschung und Lehre zugänglich. Heutzutage sind die historischen Lehrtafeln vor allem für soziokulturelle Forschungsinteressen wichtig. Interessant ist dabei zum Beispiel die didaktische Aufbereitung naturwissenschaftlicher Zusammenhänge in der Vergangenheit. Auch künstlerische Aspekte können an ihnen untersucht werden, denn rund 60 Prozent der Lehrtafeln sind handgezeichnete Unikate.
Die Restaurierungsarbeiten der Matrikelbände und die der Lehrtafeln erhielten eine Förderung von der „Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“ (KEK) im Rahmen ihres Projektes „Vorsorge im Großformat“.