Wie Gegenwart zu Geschichte wird
Seit 2012 arbeitet ein jeder an seinem eigenen Thema aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Germanistik und Komparatistik. Ein Aspekt ist allen vier Arbeiten gemein: Der Bezug zur Historisierung. „Wenn wir alltägliche Dinge, Werte und Handlungen nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen, sondern danach fragen, wie und warum sie allmählich so geworden sind, dann historisieren wir sie“, erklärt Robert Forkel. „Dieser historisierende Blick auf die eigene Gegenwart liegt uns heute im Blut, aber die Menschen haben sich und ihre Umwelt nicht immer so wahrgenommen.“ Wie und warum sich die Praktiken des Historisierens im 18. Jahrhundert allmählich herausbildeten, das erforschen Stefan Kühnen, Marc Weiland, Robert Forkel und Moritz Baumstark.
Ihrem Thema nähern sie sich dabei auf vielfältige und innovative Weise. Neben dem Austausch über die gemeinsame Lektüre und der Diskussion zu den eigenen Thesenpapieren haben sie im Sommersemester 2014 erstmals zu einer selbstorganisierten Ringvorlesung unter dem Titel „Historisierung. Begriff – Methode – Praxis“ eingeladen. Gastredner aus dem In- und Ausland waren aufgefordert, die Diskussion zur Historisierung mit den Nachwuchsforschern fortzusetzen: „Die Vortragenden mussten die Texte der anderen Redner lesen. Da die Forscher somit auf ihre Vorredner eingehen konnten, ergab sich innerhalb der Ringvorlesung ein Dialog von Vortrag zu Vortrag“, erzählt Moritz Baumstark.
Mit Hilfe des Zentrums für multimediales Lehren und Lernen werden diese Vorträge als Videos online bereitgestellt, so dass jeder, den das Thema interessiert, darauf zugreifen kann. Die Ergebnisse der Gruppe werden auch aus einem anderen Grund nicht verpuffen: „Jeder von uns schreibt einen Aufsatz im Rahmen seiner Arbeit am Landesforschungsschwerpunkt Aufklärung – Religion – Wissen. Mit vielen weiteren Beiträgen der Gastvortragsreihe werden diese in einem drei- bis vierhundert Seiten starken Sammelband veröffentlicht“, so Baumstark.
Die Nachwuchsforschergruppe im Internet: www.arw.uni-halle.de
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Enkel der Geschichte
Mit dem Tod der Zeitzeugen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs enden die literarischen Auseinandersetzungen mit Ereignissen und Erfahrungen dieser Zeit längst nicht, weiß Robert Forkel. Seit November 2012 erforscht der Promovend die sogenannte „Enkelliteratur“ im Rahmen der Nachwuchsforschergruppe „Historisierung und Subjektivität“ am Landesforschungsschwerpunkt „Aufklärung – Religion – Wissen“. Und verrät uns, wie eine neue Autorengeneration ihre Leserschaft für Geschichte sensibilisiert. Artikel lesen