„Wir können mittelfristig die Not lindern“

11.04.2022 von Moritz Peters in Campus, Internationales
Wie geht es den vom Krieg in der Ukraine betroffenen Studierenden an der MLU, wie gut kann ihnen derzeit geholfen werden? Ein Gespräch mit der Vorsitzenden des Vereins „Hilfe für ausländische Studierende e.V.“ (HauS e.V.) Prof. Dr. Heike Kielstein über Spendenbereitschaft und finanzielle Nöte junger Menschen.
Eine der Spendenboxen auf den Benefizkonzerten im März. Zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Studierenden ist viel Geld zusammengekommen.
Eine der Spendenboxen auf den Benefizkonzerten im März. Zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Studierenden ist viel Geld zusammengekommen. (Foto: Markus Scholz)

Frau Kielstein, es hat im März zwei Benefizkonzerte an der Universität und darüber hinaus Aufrufe zu Spenden zu Gunsten des HauS e.V. gegeben. Welche Resonanz haben Sie erlebt?
Heike Kielstein: Es ist viel Geld zusammengekommen, mit Stand von Anfang April fast 26.400 Euro. Ich möchte mich bei allen Spenderinnen und Spendern für die großzügige Unterstützung bedanken. Damit können wir mittelfristig die Not etwas lindern. Gleichzeitig hat sich an der Universität ein robustes Unterstützernetzwerk gebildet, das auf uns aufmerksam macht, denn viele Studierende kennen uns noch gar nicht oder trauen sich nicht, uns anzuschreiben. Daher ist es mir wichtig zu betonen: Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Hilfe benötigen! Dafür sind wir da.

Was berichten Ihnen die betroffenen Studierenden von ihren derzeitigen Lebenssituation?
Es ist schlimm, wenn die Studierenden nicht wissen, wie es ihrer Familie, Verwandten und Freunden in der Heimat geht. Hier hilft es schon, ein offenes Ohr zu haben, um die Sorgen wahrzunehmen. Das ist die soziale Komponente.

Finanziell sieht es aber oft nicht besser aus. Die Unterstützung von Zuhause fällt aktuell weg, sowohl aus der Ukraine als auch durch die Abkopplung durch Swift aus Russland. So suchen die Betroffenen bereits nach günstigeren WG-Zimmern, versuchen mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten umzugehen und hoffen auch auf das Verständnis von Vermietern, wenn es mit der Überweisung der Miete etwas dauert. 

Heike Kielstein ist Vereinsvorsitzende bei HauS e.V.
Heike Kielstein ist Vereinsvorsitzende bei HauS e.V. (Foto: Universitätsmedizin Halle)

Und dann kommt der HauS e.V. ins Spiel?
Richtig. Bevor man sich verschuldet oder knietief im Dispokredit ist, können wir schnell und unkompliziert helfen. Eine Anfrage wird geprüft, dann gibt es eine Rundmail an den Vorstand und wenn dieser positiv entscheidet, ist die Hilfe meistens in wenigen Tagen auf dem Konto. Anträge bei Sozialämtern und Ausländerbehörden, die durch die aktuelle Situation verständlicherweise überfordert sind, dauern oft länger. Aktuell unterstützen wir zum Beispiel eine ukrainische Studentin, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums steht und nun etwas sorgenfreier ihren Abschluss machen kann.

Wie viele Anträge gibt es bisher?
Aktuell haben wir drei Anträge, denen wir zugestimmt haben. Zwei weitere ukrainische Studierende haben sich bereits gemeldet, dass ihnen die finanziellen Mittel bald ausgehen. So können wir Dank der zahlreichen Spenden bereits weiter planen und helfen, bevor es zu spät ist.

Das klingt aber immer noch wenig. Aktuell sind doch mehr als 240 Studierende aus der Ukraine und Russland an der MLU eingeschrieben.
Tatsächlich sind viele von den Studierenden hier vor Ort gut vernetzt, haben Freunde gefunden und arbeiten neben dem Studium. Dadurch sind glücklicherweise derzeit trotz finanzieller Sorgen noch nicht alle in echte Not geraten. Das kann sich je nach Dauer des Krieges noch ändern. Im Moment erhalten wir im Übrigen auch viele Anfragen von jungen Menschen, die bereits in der Ukraine studiert haben oder einen Schulabschluss haben und an der MLU studieren möchten. Oder von Studierenden aus Drittstaaten, die aus der Ukraine flüchten mussten. Unsere Vereinssatzung lässt leider nur eine Unterstützung für bereits an der MLU immatrikulierte Studierende zu. Wir haben aber ein breites Netzwerk an Partnern, an die wir die unterschiedlichen Anfragen weiterleiten, wie etwa das Studierendenservicecenter, das International Office oder der Arbeitskreis Internationales des Studierendenrates. Das hat sich bewährt.

 

Kontaktmöglichkeiten, Informationen für Studierende, neue Mitglieder, Spenderinnen und Spender finden sich auf der Vereinsseite.

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