Zehn Jahre „Bernburger Frieden“ – Welche Perspektiven haben die Hochschulen im Land?
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff brachte es auf den Punkt: „Seitdem haben wir Ruhe“. Der „Bernburger Frieden“ zwischen ihm und Prof. Dr. Armin Willingmann, dem damaligen Präsidenten der LRK, wurde tatsächlich am 29. November 2013 einfach per Handschlag besiegelt. Vorausgegangen waren harte Verhandlungen und massive Proteste, vor allem in Halle und Magdeburg, die tausende Menschen gegen die Sparmaßnahmen an den Hochschulen im Land auf die Straße gebracht hatten. Ausgehandelt wurde in dieser aufgeheizten Stimmung zwischen der LRK und dem Land ein Kompromiss, der den Sparkurs abmilderte und damit auch wieder Perspektiven eröffnete.
In der Bilanz des Ministerpräsidenten, die er gestern in Bernburg zog, folgte nach 2013 eine gute Zeit für die sieben staatlichen Hochschulen, die sogar eine Dekade stetigen Aufwuchses der Landeszuweisungen gebracht habe. Auch Armin Willingmann, damals Verhandlungsführer für die Hochschulen, seit 2016 Wissenschaftsminister, stimmte ein und sah die Wissenschaftslandschaft in Sachsen-Anhalt generell gut aufgestellt. Er zitierte Prof. Dr. Folker Roland, Präsident der LRK, der zuvor gesagt hatte, dass man seit 2013 wisse, die Dinge könnten sich entwickeln, da die Rahmenbedingungen stimmten.
Trotz all der Einmütigkeit, die grundsätzlich zwischen Minister Willingmann und LRK herrschte, sagte dieser auch, dass es legitim für das Land sei, trotz der Hochschulautonomie in den Hochschulen nachzufragen, wofür das Geld eigentlich verwendet werde und wie Strukturen entwickelt werden sollen. Und Haseloff ergänzte: „Wir hatten zehn gute Jahre.“ Jetzt brauche es Bewegung, Kreativität und Flexibilität auch in den Hochschulen, um für die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft gewappnet zu sein.
Und was kann das Land jetzt für die Hochschulen tun? Das fragte die Moderatorin Dr. Sarah Binay von der Hochschule Anhalt, Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker. „Wir brauchen den Blick auf das Ganze“, sagte Becker. Vergessen werden dürfte zum Beispiel nicht, dass eine Hochschule auch Gebäude benötige. Im Falle der MLU seien diese oftmals auch alt, historisch bedeutsam und hätten insbesondere beim Thema Sanierung und Nachhaltigkeit einiges nachzuholen. Hier brauche man Unterstützung, die sich aber wiederum auch für das Land auszahle: „Können wir den Nachweis über Nachhaltigkeit unserer Gebäude erbringen, dann ist das auch für die Studierenden attraktiver.“ Es wäre ein weiterer Pluspunkt für ein Bundesland, das dringend auf die Zuwanderung junger Menschen angewiesen sei.