Zwanzig Fragen an Dr. Susanne Hübner
1 | Warum leben Sie in Halle und nicht anderswo?
Ich bin in Halle geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur bin ich in diverse, nach heutigen Maßstäben, Abrisswohnungen gezogen. Halle war in den 90er Jahren eine aufregende Spielwiese für uns. Damals wurde die Stadt zu meiner Stadt. Der Rest sind Fügungen. Und mittlerweile gibt es keinen Grund, wegzuziehen.
2 | Wenn Sie nicht im Bereich Transfer arbeiten würden, was wären Sie dann geworden?
Wahrscheinlich wäre ich in die Fußstapfen meiner Mutter getreten und hätte Pharmazie studiert. Als die Wende kam, packte ich die Gelegenheit, mich einer ideologisch befreiten Geisteswissenschaft zuzuwenden.
3 | Was war an Ihrer Ausbildungs- bzw. Studienzeit am besten?
... das Strukturalismus-Seminar des leider viel zu früh verstorbenen Dozenten Dr. Ulrich Meyszies am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften.
4 | Welchen Rat fürs Überleben würden Sie Studierenden heute geben?
Ich kann viel mit dem Nietzsche-Spruch am Audimax anfangen: Werde, der Du bist! Die Universität ist ein sehr guter Ort dafür. Hier sind der kultivierte Zweifel und die Erkenntnis geradezu essenziell und man muss sich einmischen, um voranzukommen.
5 | Wenn Sie Rektorin einer Universität wären, was würden Sie als erstes tun?
Darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn die Grundordnung der Universität geändert wurde und sich auch Nicht-Professorinnen als Rektorin finden lassen können.
6 | Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?
Es geht darum, Erkenntnisse über die Welt zum Wohle der Gesellschaft zu gewinnen. Mein Wirkungskreis hat Wissenschaften, Gesellschaft, Wirtschaft und die Region im Blick und zielt darauf ab, Innovationen in diesem wechselseitigen Zusammenspiel zu befördern.
7 | Was haben Intelligenz und Menschlichkeit miteinander zu tun?
Ich halte es für sehr intelligent, die Folgen der eigenen Entscheidungen und Problemlösungen für andere im Blick zu haben und sich für Lösungswege zu engagieren, die über die individuellen Interessen hinausgehen.
8 | Worüber ärgern Sie sich am meisten?
Im Großen ärgere ich mich am meisten über Zynismus und Ungerechtigkeiten, im Kleinen über Werbeunterbrechungen beim Fernsehfilm.
9 | Was bringt Sie zum Lachen?
Die Rubrik „Wortgeburten“ auf Facebook.
10 | Was schätzen Sie an Ihren Freunden?
Wir kennen uns und teilen unsere Geschichten, Verrücktheiten, Überzeugungen, Unterschiede. Bemerkenswert finde ich außerdem, dass man sich nach langer Zeit wiedersehen kann und einfach dort weitermacht, wo man aufgehört hat.
11 | Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Ich bin begeisterungsfähig und unterscheide möglichst immer zwischen der Sache und dem Menschen. Das ist der Schlüssel zur Kritikfähigkeit.
12 | Was erwarten Sie von der Zukunft?
Ich erwarte, dass Sommer wird und dass wir später den Mars besiedeln.
13 | Woran glauben Sie?
Als ich einmal auf Island war, bekam ich eine Ahnung davon, warum man in dieser bizarren Kargheit an Elfen glauben kann.
14 | Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner?
Mal sehen, wer von beiden für mich Zeit hat: Jane Goodall oder Patti Smith.
15 | Wer war oder ist für Sie der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?
Wie man es dreht und wendet, es ist und bleibt mein Sohn.
16 | Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen lernen?
La Gomera, nachdem die Niki-Pleite meine Reise über Weihnachten dorthin vereitelt hat.
17 | Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Um den Kopf frei zu bekommen, schwimme ich gern. Und ich tauche gern in die Welten des Puppentheaters ein. Außerdem verbringe ich gern Zeit mit meinen Freunden.
18 | Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?
„Austerlitz“ von W.G. Sebald und „Das Schlangenmaul“ von Jörg Fauser. Vielleicht auch noch der Wälzer „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace.
19 | Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…?
Meine Großmutter erzählte mir oft, dass ich als Kind zu ihr gesagt hätte, dass ich keine Kartoffel sein möchte. Und auf die Frage, was ich denn sein möchte, meinte ich „Ein Mensch, der nie stirbt!“ Letzteres sehe ich heute anders.
20 | Ihr Motto?
Ich habe kein Motto. Es gibt Sätze, die mir in unübersichtlichen Situationen helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren: Zum Beispiel: Einatmen, Ausatmen!
Aus der Vita
- geboren am 12. Dezember 1972 in Halle (Saale), aufgewachsen in Halle (Saale)
- 1991 bis 1999: Studium der Germanistischen Literaturwissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie an der MLU
- 2002 bis 2004: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften, 2004 Promotion
- 2006 bis 2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Transfer/Gründungskultur
- seit 2017: Referatsleiterin/Leiterin des MLU-Gründerservice