Als der Tod über die Universität hereinbrach
Eines von vielen aussagekräftigen Zeugnissen sind die Matrikelbücher jener Zeit. Durch sie und andere Dokumente lässt sich belegen, dass dem Ersten Weltkrieg an der damaligen Friedrichs-Universität in Halle insgesamt 589 Studenten, vier Dozenten, drei Beamte und drei Assistenten zum Opfer gefallen sind. Das entspricht fast einem Viertel der gesamten Studentenschaft eines Semesters. Zahlen, die zwar hoch, aber dennoch abstrakt anmuten. Aus diesem Grund legt Ruprecht bei der Konzeption der Ausstellung Wert auf die Dokumentation persönlicher Schicksale hinter den großen Zahlen.
Es sind Geschichten wie die des jungen Paul Herrguth, die erzählt werden sollen. Das kurze Leben dieses ehemaligen Studenten ist im Archiv gut belegt. Sowohl durch Einträge und aktenkundige Vermerke der Verwaltung als auch durch Fotos und Briefe. Er schrieb sich am 20. April 1910 für die Fächer Geschichte und Geografie in Halle ein. Im November 1914 meldet er sich freiwillig an die Front. Er erhielt eine militärische Ausbildung in Halberstadt. In Briefen an seine Schwester wird deutlich, wie sehr den Feingeist der ungewohnt raue militärische Alltag störte.
„Der Kompanieführer ist ein Prolet“, schreibt er, und weiter heißt es, „Psychisch wird man vollständig willenlos gemacht. Die Schikane ist für das Soldatenleben sehr bezeichnend.“ Am 15. Januar 1915, so ist es in den Matrikelbüchern handschriftlich vermerkt, ist er in Frankreich nach kurzer Krankheit verstorben. – Mit nur 24 Jahren. Archiv-Chef Michael Ruprecht: „Es ist ein Ziel der Ausstellung, das Leben der jungen Menschen von damals nachzuzeichnen. Sie dadurch ein Stück lebendig zu machen. Und damit auch an ihre Entbehrungen und Leiden zu erinnern.“
Zu Ergänzung der Schau sucht das Archiv der Universität weitere Dokumente aus Privatbesitz. Wer etwas beisteuern möchte, kann sich unter der Rufnummer 0345 1201166 melden oder eine E-Mail an archiv@uni-halle.de schreiben.