Ausgewählte Schriften des Altgermanisten Manfred Lemmer
Sieben Jahre nach dem Tod des renommierten Altmeisters der Altgermanistik Prof. Dr. Manfred Lemmer eine Auswahl zu treffen aus seinem überreichen Werk, war gewiss nicht leicht. Zwei seiner halleschen Kollegen und zwei Experten aus Berlin und Heidelberg haben es gewagt: Auf über 700 Seiten liegen nun „Ausgewählte Schriften“ aus den Jahren 1956 bis 2007 vor, in denen sich die Vielfalt des Lemmer’schen Schaffens eindrucksvoll widerspiegelt.
Geordnet sind sie nach den Schwerpunkten Literaturgeschichte (15 Texte), Kulturgeschichte (neun Texte), Sprachgeschichte (fünf Texte) und Fachgeschichte (sechs Texte). 24 Verlage, Universitäten und Vereine von Basel, Berlin, Bern, Bitterfeld und Dößel über Eisenach, Freyburg, Halle, Jena, Köln, Köthen und Leipzig bis Nordhausen, Strasbourg, Tübingen, Weimar, Weißensee und Wien brachten die insgesamt 35 Arbeiten heraus – den aktuellen Wiederdruck besorgte ein ehemaliger Student des Verfassers in seinem Verlag.
Das Buch ist ein wahrer Schatz, der nicht nur Leute vom Fach in den Bann ziehen wird. Ob Manfred Lemmer über Martin Luther spricht oder über „Frau Venus’ Berg“, sich der „Teufelliteratur“, dem Leben der heiligen Elisabeth oder den Helftaer Nonnen zuwendet, das „Rotwelsche“ oder den korrekten Gebrauch des Adjektivs zu Sachsen-Anhalt analysiert, die Geschichte von Sprechkunde und Germanistik an der Universität Halle untersucht, die Segel von Sebastian Brants Narrenschiffs hisst oder ein frühneuzeitliches „Küch=und Keller= Dictionarium“ präsentiert: Jedes Mal entsteht ein „wol geschliffener“ Text, der Erkenntnisgewinn verspricht – und selbst für Laien sehr lesenswert ist.
Angaben zum Buch
Manfred Lemmer: Ausgewählte Schriften, Herausgegeben von Hans-Gert Roloff, Andrea Seidel, Hans-Joachim Solms, Thomas Wilhelmi, Sandersdorf-Brehna 2015, 720 S., 110 Euro, ISBN 978-3-940684-21-9