DEAL-Verhandlungen: Was verändert sich durch die Einigung mit Wiley?

24.01.2019 von Tom Leonhardt in Wissenschaft, Forschung
Forscherinnen und Forscher aus Deutschland können auch weiterhin auf die rund 1.700 Fachjournale des Wiley-Verlags zugreifen. Vertreter des DEAL-Konsortiums und des Verlags haben eine Vereinbarung für eine nationale Lizenz unterschrieben. Diese regelt auch, unter welchen Bedingungen Wissenschaftler künftig in den Journalen publizieren können. Über die Details spricht die Leiterin der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Anke Berghaus-Sprengel im Interview.
ULB-Leiterin Anke Berghaus-Sprengel
ULB-Leiterin Anke Berghaus-Sprengel (Foto: Markus Scholz)

In der vergangenen Woche haben sich Vertreter des DEAL-Projekts und von Wiley auf eine nationale Lizenz für Deutschland geeignet. Was regelt diese?
Anke Berghaus-Sprengel: Es geht um den Einstieg in neue Geschäftsmodelle im wissenschaftlichen Publikationswesen. Mit Wiley wurde ein sogenanntes „Publish and Read“-Modell vereinbart, bei dem nur noch Gebühren für das Veröffentlichen eines Artikels anfallen. Künftig bezahlen wir also nicht mehr für jedes einzelne Abonnement von Fachzeitschriften des Wiley-Verlags, sondern pro veröffentlichtem Artikel. Die Einigung ist der Einstieg in eine nachhaltige Veränderung des Verlagswesens.

Was bedeutet der Vertrag konkret für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler?
Sie haben nach wie vor vollen Zugriff auf das gesamte Zeitschriften-Portfolio des Wiley-Verlags, zurück bis in das Jahr 1997. Mittelfristig ändern sich die Bezahlmodalitäten für das Veröffentlichen von Fachartikeln: Anstelle einzelner Forscherinnen und Forscher übernimmt die ULB die Publikationskosten und verwaltet dies zentral. Neue Publikationen erscheinen zudem standardmäßig im Open Access.

Gilt das für alle Zeitschriften bei Wiley?
Das gilt für alle. Forscherinnen und Forscher müssen künftig auch dann nicht mehr selbst für die Publikationskosten aufkommen, wenn sie in einem hybriden oder einem Journal ohne Open-Access-Option publizieren möchten. Ausnahme sind reine Open-Access-Journale. Hier fallen zwar Kosten an, allerdings erhalten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Rabatt und die ULB hat dafür einen Publikationsfonds eingerichtet. Unser Open-Science-Team berät in diesen Fragen gern.

Wie sieht es bei den Verhandlungen mit Springer Nature und Elsevier aus?
Die Verhandlungen mit Springer stehen ebenfalls kurz vor dem Abschluss. Da gibt es nur noch Details zu klären. Auch hier wird eine Einigung für dieses Jahr erwartet. Wir hoffen, dass sich dadurch der Druck auf Elsevier erhöht und dass der Verlag bald nachziehen wird.

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