Gegenwartsliteratur im Blick
Im Zentrum der Arbeit von Stephan Pabst steht zum Beispiel die sogenannte Buchenwald-Literatur. Dabei handelt es sich um Werke von Buchenwald-Überlebenden. Pabst arbeitet in einem internationalen Forschungsnetzwerk an einer Gesamtschau dieser Literatur. Im Verhältnis zu anderen Konzentrationslagern habe Buchenwald eine große Anzahl literarischer Werke hervorgebracht. Einige, etwa Robert Antelmes „L’espece humaine“, zählen über den Kontext Buchenwalds hinaus zur etablierten Literatur. Andere Texte stehen eher am Rande der Literaturgeschichte. Während der westeuropäische Sprachraum als gut erforscht gelte, sei das für Osteuropa ganz anders, so der Germanist: „Einige Romane aus dem Tschechischen sind erst vor wenigen Jahren ins Deutsche übersetzt worden. Polnische oder russische Texte sind fast gar nicht bekannt, obwohl Polen und Russen einen großen Anteil unter den Häftlingen ausmachten.“ In einem weiteren Projekt widmet sich Pabst der DDR-Literatur. Hierzu veranstaltete er Anfang dieses Jahres bereits eine Tagung über den bekannten Schriftsteller Hanns Cibulka und eine über Reportageliteratur aus der DDR.
Pabst, Jahrgang 1972, studierte Neuere deutsche Literatur und Philosophie an der MLU, am Birbeck-College in London und der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag sowie an den Universitäten in Gießen und Jena wurde er 2006 mit einer Arbeit über die literarische Umwertung der Physiognomik bei Jean Paul und E.T.A. Hoffmann promoviert. In Jena folgten 2013 auch die Habilitation sowie mehrere Vertretungsprofessuren. 2019 wechselte Pabst mit einer Heisenberg-Stelle an die MLU, die nun in eine Heisenberg-Professur umgewandelt wird.
Prof. Dr. Stephan Pabst
Neuere und neueste Literaturwissenschaft
Tel.: +49 345 55-23665
E-Mail: stephan.pabst@germanistik.uni-halle.de