Eigentlich liegt es auf der Hand: Menschliches Handeln führt zu enormen Umweltveränderungen, weltweit sind unzählige Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Es besteht großer Handlungsbedarf, um weitere Krisen abzuwenden. „Die bisher getroffenen Maßnahmen reichen nicht aus, um die sozial-ökologischen Systeme in einer einigermaßen gesunden Balance zu halten“, sagt Jun.-Prof. Dr. Ilkhom Soliev. Ein Grund dafür sei, dass beispielsweise Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt häufig zugunsten anderer Ziele, etwa dem Wirtschaftswachstum, vernachlässigt wurden. Es brauche ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft. An dieser Lücke zwischen Wissen und Handeln setzt Soliev an. „Ich möchte besser verstehen, wie es zum Beispiel zum Aussterben einer Art kommen konnte, welche Konsequenzen dies hat und wir als Gesellschaft solche Krisen besser – nachhaltiger und gerechter – bewältigen oder sogar verhindern können.“ Dafür nutzt er experimentelle Methoden zum Verhalten von Einzelpersonen sowie institutionelle Analysen zu breiteren, gesellschaftlichen Transformationen. Diese Forschung möchte er auch in das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) einbringen.

Soliev studierte Wirtschaftswissenschaften am Taschkenter Institut für Architektur und Bauwesen in Usbekistan sowie Umweltwissenschaften und -politik an der University of Manchester in Großbritannien und an der Central European University in Ungarn. Es folgten eine Anstellung beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und 2016 die Promotion an der TU Berlin. Anschließend wechselte Soliev an die MLU, an der er seit 2022 das EU-geförderte Forschungsprojekt „PLANET4B“ leitet. In dessen Rahmen erprobt er mit 16 internationalen Partnern aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Maßnahmen, die Transformationen in Bezug auf Biodiversität ermöglichen sollen. Seit mehreren Jahren berät er zudem die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).