Im Takt der Wissenschaft

31.05.2018 von Laura Krauel in Varia
Ob in der Forschung oder am Dirigentenpult: Aus dem Leben des Musikwissenschaftlers Prof. Dr. Max Schneider sind Noten, Klänge und Instrumente nicht wegzudenken. Mehrere Jahrzehnte lehrte er an der Universität Halle und leitete das Institut für Musikwissenschaft. Anerkannt war er außerdem für sein Amt als erster Präsident der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft. Sein Nachlass bereichert nun den Fundus des Universitätsarchivs.
Spannende Einblicke: Prof. Dr. Wolfgang Ruf, Musikbibliothekar Götz Traxdorf und der Leiter des Uniarchivs Dr. Michael Ruprecht (v. li.) beim Sichten von Zeitungsartikeln, die Max Schneider gesammelt hat.
Spannende Einblicke: Prof. Dr. Wolfgang Ruf, Musikbibliothekar Götz Traxdorf und der Leiter des Uniarchivs Dr. Michael Ruprecht (v. li.) beim Sichten von Zeitungsartikeln, die Max Schneider gesammelt hat. (Foto: Maike Glöckner)

Erhält man Einblick in die vielen historischen Quellen, wird schnell Max Schneiders große Verbundenheit zur Musik deutlich. Von Briefen und Aufsätzen über biografische Erinnerungsstücke und Ehrengaben bis hin zu kleinen Notizzetteln: Der Nachlass gibt Aufschluss über sein Leben und Wirken als Musikwissenschaftler und Dozent. „Max Schneider ist einer der wichtigsten Barockmusikforscher der Welt und hat die Barockmusikpflege maßgeblich geprägt. Ich hatte das Glück, einer seiner Nachfolger zu sein“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ruf, der das musikwissenschaftliche Institut der Universität von 1994 bis 2007 leitete. Auf seinen Vorschlag hin hat der pensionierte Musikbibliothekar Götz Traxdorf von der Stiftung Händel-Haus den Nachlass mit Zustimmung der Witwe Ingeborg Schneider aufgearbeitet. Auch Traxdorf hat den Musikwissenschaftler in guter Erinnerung: „Hier vor Ort war er hochverehrt. Als junger Mensch durfte ich ihn bei den Mitgliederversammlungen der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft noch miterleben.“

Max Schneider
Max Schneider (Foto: Maike Glöckner, Repro)

Nach seinem Studium der Musikwissenschaft in Leipzig war Schneider, ein geborener Eisleber, Kapellmeister in Halle. „Das war seine erste Verbindung zur Stadt“, sagt Ruf. 1915 wurde er Professor an der Universität Breslau. Dreizehn Jahre später kam er zurück nach Halle, wo er bis 1962 mit eigenem Lehrstuhl am Institut für Musikwissenschaft lehrte. „Was mich fasziniert hat, war, dass er nicht nur die Musik erforscht hat. Er hat auch ihre damalige Aufführungspraxis ergründet und dann als Musiker in öffentlichen Konzerten selbst vorgestellt“, erzählt Traxdorf. Weiterhin war Schneider nicht nur Mitbegründer der halleschen Händelfestspiele, sondern vor allem in seinen jungen Jahren auch ein in Halle anerkannter Dirigent – und das, obwohl er aufgrund seiner Erkrankung an Kinderlähmung bis zum Ende seines Lebens im Rollstuhl saß.

Der Nachlass des 1967 Verstorbenen wurde 2016 aus dem Besitz der Familie Schneider an das Universitätsarchiv übergeben. „Wir freuen uns sehr, dass die Unterlagen einer so bedeutenden Persönlichkeit an unserer Universität für Wissenschaft und Forschung gesichert sind“, sagt Archivleiter Dr. Michael Ruprecht. „Abseits der offiziellen Personalakte verrät der Nachlass viel über sein persönliches Leben und ist deshalb auch für die Wissenschaft etwas ganz Besonderes.“ Dies wird vor allem in den gesammelten Briefen sichtbar, die Max Schneider nicht nur in seinem Amt als Universitätsprofessor, sondern oft auch als freundschaftlicher Berater und Vermittler beantwortete. „Man konnte erkennen, dass sich alle bei ihm wiederfanden – von jungen Studierenden über Hobby-Forscher bis zu internationalen Wissenschaftlern“, erzählt Traxdorf.

Daneben enthält der Nachlass auch wertvolle Autographen – historische Notenabhandlungen und Schriftstücke, die Max Schneider gesammelt hat. „Es gibt einiges, was ich bei der Sortierung noch nicht vollständig erschließen konnte“, sagt Traxdorf. Eine Aufgabe, die laut Ruprecht zukünftig für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende der Universität interessant sein könnte: „Die biografischen Stücke bieten viel Potenzial, um sich mit Max Schneider näher zu beschäftigen.“
 

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