Visionen für den Strukturwandel: Tagung zur Landesplanung eröffnet

02.04.2025 von Katrin Löwe in Wissenschaft
Mit Geschichte und Zukunft der mitteldeutschen Industrieregion befasst sich seit heute eine Tagung an der Universität. Anlass ist das 100-jährige Jubiläum der Gründung des „Landesplanungsverbandes für den engeren mitteldeutschen Industriebezirk“. Im Kupferstichkabinett wurde parallel eine Ausstellung dazu eröffnet. Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann und Thüringens Innenminister Georg Maier erhielten dort die Festschrift zum Jubiläum.
Prorektorin Christine Fürst, ARL-Präsident Axel Priebs, Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann, Thüringens Innenminister Georg Maier und Rektorin Claudia Becker erhielten von Harald Kegler (von links) die Festschrift "Eine Vision für Mitteldeutschland".
Prorektorin Christine Fürst, ARL-Präsident Axel Priebs, Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann, Thüringens Innenminister Georg Maier und Rektorin Claudia Becker erhielten von Harald Kegler (von links) die Festschrift "Eine Vision für Mitteldeutschland". (Foto: Markus Scholz)

Oberregierungsrat Stephan Prager (1875-1969) gilt als ein Vordenker der Landesplanung. Er leitete die Gründung des mitteldeutschen Planungsverbandes vor 100 Jahren ein – und erhielt für seine damaligen Prognosen heute ein Kompliment von Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann. Prager habe schon 1925 auf die Endlichkeit von Rohstoffvorkommen hingewiesen und die daraus entstehende Notwendigkeit, auch die „Zeit danach“ in den Blick zu nehmen. „Was für eine moderne Vorstellung“, sagte der Minister während der Eröffnung der Tagung. Bereits Ende der 1920er Jahre entstand zum Beispiel der Plan „Das Geiseltal in 70-80 Jahren“, gekennzeichnet durch eine Seenkette und eine Wiederbegrünung der Landschaft in dem Braunkohleabbaugebiet, nachdem die Vorräte ausgeschöpft sind.

Transformationsprozesse kamen bei der Tagungseröffnung mehrfach zur Sprache, auch im Grußwort von Thüringens Innenminister Georg Maier. Er blickte auf massive geopolitische Veränderungen und die Energiepolitik nach dem Ersten Weltkrieg zurück, wandte seinen Blick aber ebenfalls auf die Gegenwart und die Zukunft. Er frage sich, wie heute visionär 80 Jahre voraus gedacht wird. Und ergänzte mit Blick auf die Universität: „Das ist etwas, was Wissenschaft so spannend macht – in langen Linien zu denken.“ Landesplanung, so betonte er zugleich, sei auch ein gesellschaftliches Thema, das im Zusammenhang mit Demokratie gedacht werden müsse, weil sie die Menschen betreffe.

Die vergangenen 30 Jahre zeigten, dass Raumplanung gelungen ist, sagte Sachsens Staatssekretärin für Infrastruktur und Landesentwicklung Barbara Meyer. Sie verwies zugleich auf die Vorreiterrolle Mitteldeutschlands in der Raumplanung. Die Landesplanung sei älter als das erste transatlantische Telefonkabel – „wenn das kein Grund ist zu feiern“.

Begrüßt wurden die Tagungsteilnehmer auch von Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker. Sie hob die Kooperation mit der Stadt hervor und betonte, dass die Universität in Überlegungen zur Zukunft und zu Themen wie Klimaneutralität eingebunden sei. Weitere Grußworte hielten der Präsident der ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr. Axel Priebs, Sachsen-Anhalts Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Digitales Sven Haller, der Vorsitzende der Regionalen Planungsgemeinschaft Landrat Götz Ulrich und der halleschen Beigeordneten für Stadtentwicklung René Rebenstorf. Eine lange Rednerliste, aber nicht ohne Berechtigung, wie Moderator Prof. Dr. Harald Kegler von der MLU betonte: Auch vor 100 Jahren seien es Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Kommunen gewesen, die die Landesplanung in Halle aus der Taufe hoben. 100 Jahre sollen bis zur nächsten Jubiläumsfeier übrigens nicht vergehen. Wissenschaftsminister Willingmann schlug das Jahr 2045 vor und hatte auch schon ein Motto parat: „Mitteldeutschland ist Industrieregion geblieben, weil es klimaneutral geworden ist“.

Vor Beginn der von MLU und ARL gemeinsam organisierten Tagung wurde im Kupferstichkabinett die Ausstellung „Vision Mitteldeutschland. 100 Jahre Landesplanung Mitteldeutschland“ eröffnet. Sie präsentiert noch bis Juni Ausschnitte aus dem Planungsatlas Mitteldeutschland und weitere wichtige Dokumente zur Landesplanung. Kuratiert wurde die Schau von Harald Kegler, Lehrbeauftragter an der MLU und zugleich Autor der im Mitteldeutschen Verlag erschienenen Festschrift zum Jubiläum. Das rund 240 Seiten umfassende Werk wurde den anwesenden Ministern und Rektorin Claudia Becker persönlich übergeben.  


Ausstellung: Vision Mitteldeutschland. 100 Jahre Landesplanung
2. April bis 1. Juni 2025
Löwengebäude, Kupferstichkabinett, 1. OG
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 18 Uhr
Eintritt frei

 

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