Musik auf der Empore
Man mag die Idee, die experimentell-eklektische Klangcharakteristik der „Praetorius-Orgel“ mit Werken barocker bis spätromantischer Prägung auszuloten, für schlichtweg naheliegend halten oder mit böser Zunge der Einfalt schelten – es gilt einerlei. Fraglos in jedem Falle ist: Sie trägt Früchte… und diese sind nicht immer reif. Denn so sehr das Ensemble zwischen pastoraler Idylle der Lindbergschen Orgeladaption eines „alten Weidenpsalms“ (Andante „Gammal fäbodpsalm från Dalarna“) und barockem Jubeltaumel der Bachschen Arie Jauchzet Gott in allen Landen aus BWV 51 das stilistische Kolorit der entlegenen Extrema mit feiner Empfindung nachzufühlen versteht, so sehr überrascht Johannes Berger mit einer Interpretation der Bachschen Orgeltranskription des Concerto a-Moll RV 522 Antonio Vivaldis, deren phasenweise etwas anämisch anmutendem Duktus es an Verve mangelt wie an letzter Konsequenz.
Die Effekte des planmäßigen Tutti-Solo-Wechsels, aus welchem der (bei Bach) nicht näher bezeichnete Kopfsatz beinahe seine gesamte Kraft schöpft, sie verlieren sich in expressiver Eintrübung; der vorsichtig tastende, fragende Charakter des Themas aus dem Larghetto e spirituoso als unsicheres Stocken? Das hat man schon anders gehört und das wird man noch anders hören – sicher auch von Berger.
Überraschen muss die Interpretation auch oder nachgerade, weil die ungleich schwierigeren, sich über einem einfachen Thema wieder und wieder zu Kulminationspunkten chromatischer Polyphonie aufschwingenden, Regerschen Orgelvariationen über God save the queen (America) wie aus fremden Händen (und Füßen) klingen: In Reger demonstriert der Organist nichts als Präzision, Virtuosität und ein feines Gespür für die Dramaturgie des musikalischen Satzes, schöpft er das dynamische und klangliche Potential des Instrumentes doch in seiner ganzen Tiefenwirkung aus. Was an seinem Bach/Vivaldi noch schwächlich klang – hier ist es nichts als zarteste Empfindung. Was zuvor noch ungestüm – hier ist es genesen zum Brustton der Überzeugung.
Zu brillieren vermag das Ensemble immer dann, wenn sich der ausdrucksstarke Sopran Magdalene Harers in den Soloarien Bachs (Jauchzet Gott in allen Landen aus BWV 51) und Scarlattis (Si suoni la tromba), oder in Mozarts Motette Exsultate, jubilate KV 165 (vorgetragen mit der originalen, marianischen Textierung) in das Zusammenspiel der Instrumente mischt – mit einem Timbre, dass sich ebenso selbstvergessen zwischen Orgel und Trompete fügt, wie es zu betören weiß, wenn sich die Mitstreiter über der Cadenza ad Libitum im Tu Virginum corona in Schweigen hüllen.
Erlöse des Benefizkonzerts überreicht
Im Rahmen des Konzerts überreichte der Vorstandsvorsitzende des aula konzerte halle e. V., Prof. Dr. Jürgen Stolzenberg, die Einnahmen aus dem Benefizkonzert im April: Mit einem Erlös von 4.800 Euro wird die Arbeit für die Betreuung und Integration von Flüchtlingen der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. und des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle unterstützt. Anlass für die Aktion war das zehnjährige Jubiläum der Reihe "aula konzerte halle". Darüber hinaus erhalten Flüchtlinge, die von einer der beiden Einrichtungen betreut werden, freien Eintritt in die aula konzerte, so Stolzenberg. Bereits zum Konzert des Ensembles Nobilis waren zahlreiche Geflüchtete in die Aula gekommen.