20 Fragen an Nico Elste
1 | Warum leben Sie in der Region und nicht anderswo?
Ich bin geborener Hallenser und hatte das Glück, hier eine unbefristete Stelle an der Uni zu ergattern. Da fiel es mir nicht schwer, aus Leipzig in meine Heimatstadt zurückzukommen. Denn ich arbeite gerne da, wo ich lebe und Halle ist eine wunderbare Stadt, um beides zu tun.
2 | Wenn nicht Germanist, was wären Sie dann geworden?
Wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, wäre ich wohl Historiker, Lehrer oder beides geworden.
3 | Was war an Ihrer Ausbildungs- bzw. Studienzeit am besten?
Im Seminar oder in der Vorlesung durch die Dozent*innen einen Aha-Effekt zu bekommen, der die Welt anders erscheinen lässt. Das hatte ich aber nur ein- oder zweimal… Und die gemeinsamen Projekte, die wir als Studierende geplant und umgesetzt haben: Ausstellungen, Lesungen, Exkursionen und Partys!
4 | Welchen Rat fürs Überleben würden Sie Studierenden heute geben?
Zu studieren, zu leben und auch neue Dinge zu erfahren, das gehört alles zusammen. Die Zeit des Studiums ist wahrscheinlich die einzige Zeit im Leben, in der man auf sich gestellt, frei und selbstbestimmt sich ungehindert Wissen, Sport, Sozialem und Kultur widmen kann. Das sollte man weidlich nutzen und sich nicht so sehr von ECTS-Punkten, Regelstudienzeiten und Leistungsdruck beeinflussen lassen, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist.
5 | Wenn Sie Wissenschaftsminister wären, was würden Sie als erstes tun?
BAföG erhöhen, kostenloses Semesterticket als Deutschlandticket einführen und den Leistungsdruck im Studium vermindern.
6 | Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?
Vorurteilsfrei die Welt zu beschreiben, zu erkennen, zu kritisieren und das Wissen der Menschheit zu mehren.
7 | Was haben Intelligenz und Menschlichkeit miteinander zu tun?
Der Mensch ist nachweislich das intelligenteste Wesen auf der Erde und zugleich ist er in der Lage, den gesamten Planeten zu zerstören – und das tut er bisher auch sehr beflissen. Mit dem Zuwachs von Wissen, Rationalität und Intelligenz wachsen Altruismus und Empathie offensichtlich nicht gleichermaßen mit.
8 | Worüber ärgern Sie sich am meisten?
Über Menschen, die sich selbstbewusst mit dem Wissen, das sie glauben zu haben, zufrieden geben und aufgehört haben, sich selbst, die eigenen Erkenntnisse und Urteile zu hinterfragen.
9 | Was bringt Sie zum Lachen?
Die Art, wie meine Frau den Alltag der Welt beschreiben kann.
10 | Was schätzen Sie an Ihren Freunden?
Ihre verschiedenen Persönlichkeiten und die Offenheit, mit der sie immer sagen, was sie denken.
11 | Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Das ist eine der unbeliebtesten Fragen bei Vorstellungsgesprächen. Ich hatte gehofft, sie nie wieder beantworten zu müssen! Aber hier eine kleine Auswahl aus meinem auswendig gelernten Repertoire: Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Eigeninitiative, Belastbarkeit, Resilienz, Kreativität, Fähigkeit zum strategischen und analytischem Denken.
12 | Was erwarten Sie von der Zukunft?
Die Frage ist doch eher, was erwartet mich in der Zukunft: Wir werden sehen.
13 | Woran glauben Sie?
An das kritische Bewusstsein.
14 | Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner?
Noam Chomsky, aber nur, wenn wir nicht über die Generative Grammatik sprechen.
15 | Wer war oder ist für Sie der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?
Mein Vater, meine Schwester, meine Frau und meine Freunde.
16 | Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen lernen?
Meiner Erfahrung nach entdeckt man auf Reisen durch Zufall die schönsten Orte. Da gibt es also noch viel zu tun.
17 | Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Schlafen, ich liege einfach gern!
18 | Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?
Hundert Jahre Einsamkeit von Marquez, Unterwegs von Kerouac und die Trisolaris-Trilogie von Cixin Liu (in einem Sammelband).
19 | Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…?
Nur logisch wäre, sich unendlich viele freie Wünsche zu wünschen. Da es aber eine theoretische Frage ohne eine echte Möglichkeit der Realisierung ist, würde ich mir wünschen, durch die Zeit reisen zu können.
20 | Ihr Motto?
Mit den Worten von Charlie Chaplin: Nichts in dieser verrückten Welt hält für immer – nicht mal unsere Probleme.
Aus der Vita:
- geboren 1980 in Halle (Saale)
- 2000 - 2007 Studium der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft, MLU, Universität Leipzig, Barcelona
- 2012 Promotion im Bereich der Literaturwissenschaft in der Germanistik an der MLU
- 2012 bis 2020 Lehrkraft für besondere Aufgaben am Germanistischen Institut
- seit 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Sprachwissenschaft und Koordinator der Lehramtsstudiengänge des Germanistischen Institutes
- seit 2023 Mitglied des Direktoriums und stellvertretender Direktor des Zentrums für Lehrer*innenbildung