Raus aus dem Windschatten
Seine Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit einem recht jungen Forschungsfeld: Um Pflanzenzellen zu verstehen, schaut sie ihnen mit Hilfe von fluoreszierenden Proteinen und Mikroskopen beim Leben zu. Dabei beobachten die jungen Wissenschaftler Formveränderungen der Zellbestandteile und wollen herausfinden, wie sich die Veränderungen auf deren Funktion auswirken. „Solche Veränderungen wurden schon im 19. Jahrhundert in lebenden Zellen beschrieben. Aber als Elektronenmikroskope aufkamen, hat man dann schlichtweg vergessen lebende Zellen zu beobachten.“ Die grundlegende Beobachtung für seine heutige Arbeit machte der Biologe bereits 2010 während seiner Dissertation am Institut für Pflanzenphysiologie in Halle. „Ich habe Plastiden untersucht. Das sind rundliche bis ovale Zellbestandteile, die die Pflanze unter anderem für die Photosynthese benötigt. Was die wenigsten wissen: die Plastiden können lange schlauchartige Ausstülpungen bilden. Aber warum sie das tun und was die Ausstülpungen für eine Funktion haben, dass weiß man nicht so genau.“ Genau das will Schattat jetzt herausfinden. „Den Rahmen der Dissertation hätte das gesprengt.“
Nach der Promotion wollte Schattat sein Forschungsprofil schärfen und international Erfahrungen sammeln. „Man muss die modernen Methoden gerade im Bereich der Mikroskopie möglichst aus der Praxis kennen, um mithalten zu können“, erklärt der Zellbiologe. Am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden lernte er die neuesten Mikroskopiemethoden kennen und wirkte an einem in der renommierten Fachzeitschrift „CELL“ veröffentlichten Artikel mit, in dem das Schicksal einzelner Proteinmoleküle in Hefezellen untersucht wurde. Anschließend ging er nach Kanada. „Dort habe ich wieder an Plastiden forschen können.“ Mit Zellbiologie beschäftigte er sich auch in England, der nächsten Station.
„Dann war die Stelle des Leiters der Nachwuchsgruppe mit Lehraufgaben in Halle ausgeschrieben. Eine fantastische Gelegenheit, wieder an den Weinberg Campus zurückzukehren. Ich wollte meine Forschungsgruppe hier etablieren und habe mich beworben.“ Ein nicht ganz einfacher Prozess. Neben einem Forschungsantrag musste Schattat in einem Mini-Symposium sein Thema vorstellen. „Und es hat geklappt. Mir wurden Mittel zur Verfügung gestellt, von denen ich Geräte kaufen und weitere Stellen finanzieren konnte.“ Bis Ende 2014 wird die Arbeitsgruppe vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert. „Dann muss ich neue Anträge schreiben. Irgendwann selber die Verantwortung zu übernehmen und aus dem Windschatten der Professoren heraustreten, ist einer der größten Schritte in so einer wissenschaftlichen Laufbahn. Aber auch sehr aufregend.“