Regionalen Schätzen auf der Spur

25.02.2013 von Ute Olbertz in Forschung, Wissenschaft
Ihre Namen klingen geheimnisvoll: Scandium, Yttrium und Lanthan sind Seltene Erden. Sie gehören zu den begehrtesten und interessantesten Metallgruppen der Welt. Sind sie doch aufgrund ihrer ungewöhnlichen Eigenschaften für viele moderne Technologien unverzichtbar. Unter anderem weisen sie eine hohe magnetische Energiedichte auf. Die größten Vorkommen dieser kostbaren Rohstoffe gibt es in China. Doch auch in Deutschland befinden sich solche Schätze, erfährt scientia halensis vom Rohstoff-Experten Professor Gregor Borg.
Bohrungen nach Seltenen Erden in Storkwitz bei Delitzsch
Bohrungen nach Seltenen Erden in Storkwitz bei Delitzsch (Foto: Gregor Borg)

Einen bemerkenswerten Karbonatit-Komplex mit Seltenen Erden gibt es in Storkwitz, nahe der Stadt Delitzsch in Sachsen. Es handelt sich um das einzig bekannte Vorkommen von Seltene-Erden-Elementen in Mitteleuropa. „Bereits zu DDR-Zeiten entdeckten es Geologen auf der Suche nach Uran“, sagt Gregor Borg.

Der Professor für Petrologie und Lagerstättenforschung an der Martin-Luther-Universität hat sich mit den Funden dieser Lagerstätte intensiv beschäftigt. „Der Karbonatit-Komplex ist reich an Metallen der Seltenen Erden, darunter Neodym, Samarium, Cer, Europium und Praseodym“, beschreibt Borg den Standort. Hochleistungsmagnete, die Neodym enthalten, werden heute in die Stromgeneratoren der Windräder eingebaut. Kein Handy, PC, iPod, Hybridfahrzeug oder Windrad kann ohne Seltenerdmetalle hergestellt werden.

Professor Gregor Borg mit frisch gezogenen Bohrkernen.
Professor Gregor Borg mit frisch gezogenen Bohrkernen. (Foto: privat)

Gregor Borg ist zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Seltenerden Storkwitz AG. Die Firma hat das Vorkommen in Storkwitz unter Lizenz, um es weiter und neu zu explorieren. Im August 2012 wurde ein bisher 700 Meter tiefer Schacht gebohrt, um Bohrergebnisse aus der DDR-Zeit über Vererzung und Gehalt zu bestätigen und verfeinerte Aussagen über das Vorkommen treffen zu können.

Weiter gehe es darum, eine Lagerstätten-Ressourcenschätzung zu erstellen und die Vorräte nach internationalen Standards zu bewerten, so Borg. Die hallesche Uni hat mit der Firma einen exklusiven Forschungskooperationsvertrag, um alle mineralogischen und lagerstättenkundlichen Untersuchungen an dem Standort zu übernehmen.

Proben des vorhandenen Bohrmaterials analysieren Mitarbeiter und Studierende der Universität unter Gregor Borgs Leitung. Es wird geochemisch und gesteinskundlich ausgewertet.

In dem geförderten Bohrmaterial schlummern die Schätze, die es aus dem Gestein herauszulösen gilt. Die Seltenerden Storkwitz AG ist bestrebt, völlig neue effiziente und umweltfreundliche Methoden zur Herstellung und Raffinierung von Seltenerden zu entwickeln und zu vermarkten. Ihre Vision ist der Aufbau des ersten Seltene Erden-Unternehmens in Deutschland.

Im Oktober 2012 trafen sich Experten an der halleschen Uni zum Symposium des Fachausschusses „Lagerstätten“ der Gesellschaft der Deutschen Metallhütten- und Bergleute mit dem Thema „Seltene Erden/Karbonatite in Sachsen und Sachsen-Anhalt“. Sie wollten auf das neu untersuchte Seltene Erden-Vorkommen von Storkwitz aufmerksam machen. Geologen, die bisher zu dem Thema geforscht haben, trafen sich zum Erfahrungsaustausch. „Das Symposium hatte das Ziel, echte und belastbare Informationen zu präsentieren, denn es wurde in letzter Zeit viel spekuliert“, erklärt Borg.

„Nach der Tagung ist nun die Erkundung und Aufbereitungsforschung mit mehr Faktenwissen untersetzt. Im nächsten Jahr soll noch tiefer gebohrt werden. Eventuell steht in der Zukunft die bergmännische Förderung und aufbereitungstechnische Gewinnung der kostbaren Rohstoffe.“

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