Sprache und ihre Muster
Was in einer Sprache als höflich gilt, kann bei Fremden für Verwirrungen sorgen. „In Serbien ist es üblich, Bestellungen bei Verkaufssituationen in der Befehlsform, dem Imperativ, zu äußern“, sagt Katrin Schlund. In Deutschland würde so ein Befehl als unhöflich angesehen werden. Stattdessen sei es üblicher, eine Bitte zu formulieren. Es sind Themen wie diese, mit denen sich Schlund aus linguistischer Perspektive befasst. „Meine Forschung ist gebrauchsbasiert“, sagt die Sprachwissenschaftlerin und meint damit, dass sie sprachliche Muster immer in konkreten Situationen analysiert. Dazu gehöre auch die Syntax und was sich damit ausdrücken lässt. In slavischen Sprachen sei es etwa möglich, über eine unerledigte Aufgabe zu sagen: „Die Arbeit erledigte sich nicht.“ Durch diese Passivformulierung könne man die Verantwortung für die liegengebliebene Aufgabe leichter als bei einer Aktivstruktur von sich weisen.
Die gebürtige Heidelbergerin studierte in Mannheim Südslavistik, Romanistik und Politikwissenschaften. 2009 wurde sie an der Universität Heidelberg promoviert. Hier folgte 2019 auch die Habilitation. Nach Stationen an den Universitäten Köln und Trier war sie bereits seit Oktober 2021 als Vertretungsprofessorin an der Uni Halle tätig.
Auf ihre neue Stelle freut sich die 43-Jährige: „In der Slavistik an der MLU sind genau die drei Sprachen vertreten, zu denen ich arbeite: Russisch, Kroatisch/Serbisch und Polnisch. Außerdem spielt die kulturelle Thematik in den Philologien eine große Rolle, was mich sehr anspricht.“ Die Forscherin plant, die Slavistik als festen Bestandteile im MLU-Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ zu etablieren und dabei interdisziplinäre Kooperationen voranzutreiben.
Prof. Dr. Katrin Schlund
Slavistische Sprachwissenschaft
Tel.: +49 345 55-23553
E-Mail: katrin.schlund@slavistik.uni-halle.de