Vom Hörsaal ins Startup: Berufsstart am Weinberg-Campus
Für Elisa Schmidt ist es eine Herausforderung und vor allem eine Chance: Sie ist Teil eines jungen Startups. Seit der ersten Stunde gestaltet sie mit, nimmt Einblick in alle Unternehmensbereiche und trägt mit ihrer Expertise zur Entwicklung des Vorhabens bei. Seit März wird Weinberg Laboratories in der Vorgründungsphase ein Jahr lang durch das Exist-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit rund 130.000 Euro an Personal- und Sachmitteln unterstützt. Im Frühsommer 2016 soll die GmbH an den Markt gehen.
In dem dreiköpfigen Team um Gründerin Dr. Jana Heise ist Elisa Schmidt für die betriebswirtschaftliche Planung, das Marketing und den Vertrieb verantwortlich. Der Schritt aus dem Hörsaal in die unternehmerische Praxis war für die 25-jährige Betriebswirtin nach dem Abschluss ihres Bachelorstudiums an der Universität Halle die beste Entscheidung.
„Der Gründungsgedanke hat mich schon lange beschäftigt. Im Studium habe ich die Angebote des Univations Gründerservice genutzt und an dem ASQ-Modul Unternehmerisches Denken und Handeln teilgenommen sowie ein Businessplan-Seminar und Vorlesungen besucht. Ich wollte mich weiterentwickeln, meine unternehmerischen Softskills ausbauen und die Karriereoption Gründen für mich selbst prüfen“, sagt Elisa Schmidt.
„Selber machen!“ heißt es deshalb in dem ASQ-Modul, das in jedem Semester für Bachelorstudierende aller Fachbereiche an der Uni Halle angeboten wird. „In dem Seminar habe ich eine Menge gelernt, weil man sich ganz praktisch mit unternehmerischen Entscheidungen auseinandersetzen muss“, meint die Betriebswirtin. Zielgruppenanalyse, Marktrecherche, Finanzplanung: Genau das gehört heute zu den Aufgaben von Elisa Schmidt im Startup, das auf dem Weinberg-Campus in Halle angesiedelt ist.
Proteinnachweise in Sekundenschnelle
Weinberg Laboratories, das verrät der Firmenname, hat mit Laboren und Analysen zu tun. Im Labor der Gründerin Dr. Jana Heise geht es im Speziellen um den Nachweis von Proteinen, die als Indikatoren zur Diagnose von beispielsweise Nierenerkrankungen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose oder Blutkrebs dienen. Momentan werden diese Proteine mit Hilfe von langwierigen Färbetechniken nachgewiesen, wobei die Ergebnisse durchaus fehlerhaft sein können.
Deshalb entwickelte die Biochemikerin eine Technologie, die in der medizinischen Routine-Diagnostik einen neuen Standard setzt. Die so genannte SmartGEL-Technologie (SGT) basiert auf der Kombination von besonderen Fluoreszenzfarbstoffen und speziell entwickelten, multifunktionalen Komponenten sowie Hard- und Software. Zwei Vorteile der Technologie: Der Laborant erhält in Sekundenschnelle ein präzises, digitales Analyseergebnis – bisher waren dazu ein halbstündiger Färbeprozess sowie eine visuelle Auswertung notwendig – ohne giftige Färbeprozeduren und Färbeabfälle. Erstmalig ist es möglich, die Analyse äußert sensitiv zu standardisieren. Damit können Patienten auf eindeutige Befunde vertrauen, Fehldiagnosen sind praktisch ausgeschlossen.
„Mit Hilfe des Exist-Gründerstipendiums können wir uns auf die Weiterentwicklung der Technologie sowie die marktreife Herstellung der Produkte fokussieren. Durch die Förderung war es mir möglich zwei Mitarbeiterinnen zu gewinnen, und benötigte Labormaterialien anzuschaffen. Wertvoll sind auch die Beratung und Coachings durch Mentoren sowie die Begleitung durch den Univations Gründerservice“, sagt die angehende Geschäftsführerin Heise.
Biochemikerin auf Investorensuche
Ganz und gar möchte Heise der Forschung jedoch nicht den Rücken kehren, auch wenn sie als Unternehmerin nun viele andere Aufgaben meistern muss. Darauf ist sie jedoch gut vorbereitet. Durch die Mitarbeit in einem anderen Startup hat sie die Herausforderungen kennen gelernt und sich mit dem Gedanken, selbst ein Unternehmen zu gründen, angefreundet.
„Direkt aus dem Studium heraus hätte ich nicht gegründet, da fehlte die Erfahrung, zumal das Studium im Bereich Biochemie sehr auf die wissenschaftliche Karriere und Forschung ausgerichtet ist. Unternehmerisches Denken muss hier definitiv noch stärker integriert werden“, meint die 36-Jährige. Bei der Entwicklung des eigenen Vorhabens hat Heise klare Vorstellungen. Investoren müssen nun gefunden werden, die den Start in den Markt finanziell begleiten und den Aufbau der Produktion ermöglichen. Zunächst nimmt die Gründerin den deutschen Markt ins Visier, später ist eine europaweite Ausrichtung geplant.
Seminarangebote des Univations Gründerservice
Interessierte Studierende können im Sommersemester 2016 folgende Angebote des Gründerservice nutzen:
- Modul Businessplan-Seminar und Prototypen-Labor
- ASQ „Unternehmerisches Denken und Handeln“
- Studiengang "Industrial and Pharmaceutical Biotechnology", Modul F.3
Bei der Antragstellung für das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Moritz Bradler vom Gründerservice der MLU.
E-Mail: moritz.bradler@gruendung.uni-halle.de, Telefon: 0345 - 55 21441.
Weitere Informationen zum Univations Gründerservice unter www.gruendung.uni-halle.de