Wie grün ist die Uni wirklich?

27.01.2012 von Ines Godazgar in Im Fokus
Die Erde wird wärmer, Umweltkatastrophen nehmen zu und die Ressourcen werden knapper. Nachhaltigkeit ist zu einer Überlebensfrage geworden. Das Titelthema des neuen Unimagazins ist inzwischen nicht nur in den Führungsetagen vieler Firmen angekommen, auch an Halles Universität wächst das Bewusstsein. Diesen Eindruck gewinnt, wer sich in Verwaltung und Wissenschaft umhört.
Bereits seit 1995 werden im Löwengebäude Energiesparlampen genutzt. Im Bild: Hausmeister Roland Östereich
Bereits seit 1995 werden im Löwengebäude Energiesparlampen genutzt. Im Bild: Hausmeister Roland Östereich (Foto: Maike Glöckner)

„Es hat sich viel getan“, sagt Klaus-Dieter Schubert vom Referat Technik der Universitätsverwaltung. Und das ist gut so, denn gerade in den Jahren kurz nach der Wende war das Einsparpotenzial riesig. Rund dreieinhalb Millionen Euro gibt die MLU jährlich allein für Elektroenergie aus, die gleiche Menge noch einmal für Heizenergie. Da lohnt es sich schon aus Kostengründen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Ein Beispiel, das mittlerweile längst Alltag ist: Schon vor Jahren wurde die Straßenbeleuchtung auf dem Weinberg-Campus mit Zeitschaltern ausgestattet. Dadurch kann zu vorgerückter Stunde das Licht gedimmt werden. Die dafür notwendige Investition hatte sich schon nach drei Jahren amortisiert, was nicht weniger bedeutet, als dass sich der Aufwand inzwischen auch finanziell ausgezahlt hat.

Doch so einfach liegt der Fall nicht immer. „Energiesparmöglichkeiten gibt es viele, aber als öffentliche Einrichtung, die mit Steuergeldern wirtschaftet, müssen wir auch die Kosten im Auge behalten“, sagt Schuberts Chefin, Ines Steppin, Referatsleiterin für die Technik. Ist die Amortisationszeit zu lang, lohnt sich die Maßnahme zumindest aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht. So wurde ursprünglich erwogen, Leuchtstofflampen durch moderne LED-Beleuchtung zu ersetzen und vorhandene Heizungspumpen gegen effizientere Bauteile zu tauschen. Doch daraus wird vorerst nichts werden. Die Kosten-Nutzen-Rechnung fiel ungünstig aus.

Techniker Klaus-Dieter Schubert mit einem Plakat, das die Uni-Techniker entworfen haben.
Techniker Klaus-Dieter Schubert mit einem Plakat, das die Uni-Techniker entworfen haben. (Foto: Maike Glöckner)

Im Uni-Technikreferat ist man davon überzeugt, dass sich Nachhaltigkeit noch an vielen Stellen erreichen ließe. Ein Problem, auf das die Mitarbeiter dabei immer wieder stoßen, ist der schlechte bauliche Zustand mancher Unigebäude, der nachhaltige Aspekte ad absurdum führt. Eine Investition zum Nulltarif wäre es hingegen, einfach das Nutzerverhalten zu ändern. Soll heißen: Nicht selten ist es der Faktor Mensch, der störanfällig ist. Da werden Computer nicht ausgestellt, private Heizlüfter auf Dauerbetrieb gestellt oder zum Herunterregeln der Raumtemperatur die Fenster geöffnet.

Schon oft haben sich die Uni-Techniker darüber geärgert und deshalb vor Jahren sogar ein Plakat zum Thema Energie- und Ressourcensparen erarbeitet. Das hängt seitdem – mehr oder weniger beachtet – in diversen Uni-Einrichtungen. Viel erreicht wurde indes beim Thema Wassersparen. Noch in den neunziger Jahren war der Verbrauch immens. Rund 190.000 Kubikmeter jährlich kamen zusammen und damit deutlich mehr als in vergleichbaren Einrichtungen. Man ging der Sache auf den Grund und stellte fest, dass einige Uni-Institute die Kühlsysteme für ihre Experimente und Anlagen noch mit Trinkwasser betrieben.

In Zusammenarbeit mit den Nutzern ist es gelungen, durch den Einbau geschlossener Kühlsysteme eine sinnvolle Alternative zu finden. Alles in allem konnte der Verbrauch zum Beispiel auf dem Weinberg-Campus nahezu halbiert werden. Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken brachte das der Uni nebenbei Ersparnisse von rund 200.000 Euro pro Jahr. Nicht nur in der Verwaltung bemüht man sich um Einsparungen.

Das Plakat fordert Uni-Angehörige zum Energiesparen auf. (Gestaltung: Referat für Technik)
Das Plakat fordert Uni-Angehörige zum Energiesparen auf. (Gestaltung: Referat für Technik)

„Ich achte bei jeder Neuanschaffung für meine Arbeitsgruppe auf Umweltzertifikate“, sagt Birgit Dräger, Prorektorin und Professorin für biogene Arzneistoffe – einem Bereich, der als experimentelle Wissenschaft viele Ressourcen schluckt. Deshalb ist man in den studentischen Praktika bemüht, die Versuchsanordnungen auf ein kleineres Format herunterzufahren. Das spart Material, zugleich verringert sich die Menge der bei den Experimenten benötigten Chemikalien. „Es tut sich was, und Studierende und Mitarbeiter ziehen mit“, so die Einschätzung von Birgit Dräger.

Fazit: Es ist schon viel passiert, aber mindestens ebenso viel könnte man noch tun. Prof. Dr. Hans-Ulrich Zabel vermisst zum Beispiel ein Umweltmanagementsystem an der Uni. Damit ließe sich Nachhaltigkeit als zentraler Gedanke sowie als System konkret formulierter Handlungsanweisungen an der Uni implementieren. „Das wäre ein gutes Instrument, um noch mehr zu erreichen“, so Zabel. An der TU Dresden sei man diesen Schritt bereits gegangen. Der Grund leuchtet ein: Echte Nachhaltigkeit hat ihren Preis, aber es gibt keine Alternative.

Zwei Millionen Blatt Papier - Zahlen und Fakten

Die Masse macht´s: allein in dies im Jahr hat die Zentrale Universitätsverwaltung bisher 20 Paletten Kopierpapier verbraucht. Das entspricht 2.000.000 Blatt Papier. Außerdem wurden 52.120 Briefumschläge verbraucht. Ferner gab es einen Versuch, nur noch Ökopapier für die Drucker zu nutzen – dieser musste allerdings abgebrochen werden, weil die Geräte das Ökopapier nicht akzeptiert haben

Grundsätzlich ist man bemüht, Ökostandards einzuhalten. So werden in den Büros seit geraumer Zeit nur noch Hängemappen mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ sowie Textmarker mit umweltfreundlicher Flüssigkeit verwendet. Einspareffekte lassen sich jedoch mit ganz einfachen Mitteln erzielen: Ein Beispiel dafür ist die interne Hauspost, die stets in gebrauchte Briefumschläge eingetütet wird.

Ferner noch einige Zahlen zur Energie: Im Jahr 2010 betrugen die Energiekosten an der Uni (ohne medizinischer Bereich) rund 7 Millionen Euro. Der 2010 Gesamtenergieverbrauch betrug rund 64.300 Megawattstunden. Davon sind 62 Prozent Heizenergie und rund 38 Prozent Elektroenergie. Zum Vergleich: Der Verbrauch einer vierköpfigen Familie liegt im Jahr bei rund 4420 Kilowattstunden.

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