Zwischen Kulinarik in Papua-Neuguinea und Migration nach Berlin
In den dörflichen Strukturen der Pazifik-Insel Papua-Neuguinea sind Familien auf einem besonderen Weg vernetzt: über tagtäglichen Nahrungsaustausch. Vom Hauptnahrungsmittel Sago – ein aus der Sagopalme gewonnenes Bindemittel für Fladen ¬– etwa wird immer die eine oder andere Schale mehr angefertigt und dann ans andere Ende des Dorfes oder auch in den Nachbarort gebracht. „Daran kann man nicht nur ablesen, wer überhaupt miteinander verwandt ist, sondern anhand der Regelmäßigkeit des Austausches auch, wie gut die Beziehung ist“, sagt Anita von Poser. Oder wo sich plötzlich Konflikte zeigen. Über mehrere Jahre hat sie für ihre Forschungen selbst auf Papua-Neuguinea gelebt.
Kulinarisch-ethnologische Fragen, soziale Beziehungen und Emotionen sind ein Teil ihres Forschungsspektrums. Ein zweiter Schwerpunkt, in dem sie als Projektleiterin innerhalb des in Berlin ansässigen Sonderforschungsbereiches 1171 „Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten“ arbeitet, hat mit Migration, Altern und Psyche zu tun: Was bedeutet Migration bis heute für Menschen aus Vietnam, die vor 30 oder 40 Jahren nach Deutschland gekommen sind, als Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter in die DDR oder als Geflüchtete in den Westen Deutschlands? Mit ihrer Forschung in der psychologischen Anthropologie will von Poser auch zur Beantwortung von Fragen zu einer besseren psychosozialen Gesundheit beitragen. Als besonders reizvoll an ihrem Fach empfindet sie die theoretische und methodologische Offenheit – sie gestatte ihr, oft wenig beachtete Perspektiven sichtbar zu machen.
Anita von Poser hat Ethnologie und Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg studiert, wo sie 2009 auch promoviert wurde. Zuletzt war sie als Professorin für Psychologische Anthropologie an der Freien Universität Berlin tätig.
Prof. Dr. Anita von Poser
Ethnologie
Tel. +49 345 55-24190
E-Mail: anita.poser@ethnologie.uni-halle.de