Zwischen Medienwirkung und Verschwörungstheorien: Was Emotionen mit uns tun
Frau Voigt-Zimmermann, dass Sie die Moderation übernehmen, ist kein Zufall. Welche Verbindung haben Sie zu dem Thema?
Susanne Voigt-Zimmermann: Wir hatten im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen“ 2019 bereits eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Wie wir heute über konflikthafte Themen in Politik und Gesellschaft sprechen“, die sehr erfolgreich war. Damals haben wir aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, was wir tun können, damit der gesellschaftliche Dialog nicht ins Stocken gerät. Außerdem befasst sich die Sprechwissenschaft in Halle seit Jahrzehnten in der Forschung mit der Wirkung des Sprechens auf andere. Uns interessieren zum Beispiel emotionale Spuren in Reden von Politikerinnen und Politikern und was sie für Wählerinnen und Wähler und die Demokratie bedeuten.
Mit wem diskutieren Sie in der Runde?
Wir wollten auf jeden Fall jemanden aus der Psychologie. Dr. Annegret Wolf passt da wunderbar, weil sie sich selbst mit dem Thema befasst hat und zum Beispiel erklären kann: Was sind Emotionen überhaupt, sind sie das gleiche wie Gefühle? Darüber hinaus: Wenn sie über Emotionen in der Politik reden, werden die über Medien – traditionelle wie neue – transportiert. Wir brauchten also auch einen Medien- und Filmwissenschaftler: Das wird Prof. Dr. Werner Barg sein. Dazu kommt mit Prof. Dr. Andreas Petrik ein Politikwissenschaftler und Didaktiker, der sich ausführlich mit der Emotionalisierung politischer Anhänger insbesondere in radikalen Zusammenhängen beschäftigt hat. Das ist eine tolle Runde, in der ich mit jedem und jeder einzeln schon eine Stunde diskutieren könnte.
Den thematischen Rahmen haben Sie damit umrissen, können Sie beispielhaft noch etwas ins Detail gehen?
Wir werden zum Beispiel darüber reden, welche Rolle Medien wie Facebook und Instagram bei der Emotionalisierung von Menschen spielen – oder ob es für Filmschaffende selbst ein Thema ist, was sie mit Filmen, zum Beispiel der umstrittenen südkoreanischen Netflix-Serie Squid Game, bewirken. Auch die Frage, ob wir in der politischen Bildung diejenigen, die nur schreien können, überhaupt noch erreichen und wie man mit Verschwörungstheorien und Querdenkern umgeht, wird gestellt.
Die Podiumsdiskussion ist eine gute Gelegenheit, insbesondere in Zeiten von Krieg, Erschütterung und Ohnmacht auch Sprachlosigkeit zu überwinden. Wir sollten reden!
Informationen zur Veranstaltung
- Podiumsdiskussion „Zwischen Empörung und Mitgefühl. Gestalten Emotionen Politik und Gesellschaft?"
Freitag, 1. Juli 2022, 17 bis 18 Uhr
Aula im Löwengebäude, Universitätsplatz 11, 06108 Halle (Saale) - Eröffnungsveranstaltung der Langen Nacht der Wissenschaften, Eröffnung durch Rektor Prof. Dr. Christian Tietje