Äthiopier besuchen Universität Halle
Donnerstagmorgen, 10 Uhr, Raum 105 im Institut der Pharmazie am Weinberg-Campus. Prof. Dr. Reinhard Neubert und Prof. Dr. Peter Imming begrüßen die Gäste aus Afrika und geben einen ersten Überblick über die Universitätsstruktur. Sieben Delegierte aus der Verwaltung der Addis Abeba Universität Äthiopien reisten am Mittwoch, 12. November, in die Saalestadt, um sich in Instituten, am Universitätsklinikum sowie in Verwaltungseinrichtungen umzuschauen und mit den Verantwortlichen auszutauschen.
Das Interesse der Gäste ist groß, die Liste ihrer Fragen lang. Wie sind die Curricula aufgestellt? Was ist Drittmittelförderung? Wie funktionieren Kooperationen mit der freien Wirtschaft? Warum ist die Universität in Fakultäten und Institute gegliedert? Äthiopiens Hochschullandschaft ist zwar breit aufgestellt, kämpft jedoch an vielen Ecken und Enden mit organisatorischen Hürden und planerischen Hindernissen.
Eine kurze Führung durch die Räume der Universität beginnt. Neugierig nehmen die Gäste die unbekannte Umgebung auf. „So viele Möglichkeiten, so viele Forschungsgebiete – das ist gar kein Vergleich zu dem, was wir gewohnt sind“, sagt Asres Bantigegn. Er arbeitet im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
„Es ist schwer, überhaupt einen Vergleich unserer beiden Universitäten anzustellen“, fährt er fort. „Schon allein die Architektur und der historische Hintergrund: Die MLU ist 1502 gegründet worden, uns gibt es gerade einmal seit 1952.“ Also versuche er, alles Neue aufzunehmen.
Neben Pharmazie, Medizin und Wirtschaftswissenschaften stehen auch das International Office, die Abteilung für Bau-, Liegenschaften und Gebäudemanagement sowie das Immatrikulationsamt auf dem Besuchsprogramm. Der Austausch wird auch in die umgekehrte Richtung stattfinden. So werden bereits in der kommenden Woche drei hallesche Pharmazie-Diplomanden den Flug nach Addis Abeba antreten, um sich ein Bild von der dortigen Lage zu machen.
Ob die Partnerschaft Halle – Addis Abeba denn auch tatsächlich fruchte? Professor Neubert, der die Kooperation in der Pharmazie vor sieben Jahren ins Leben rief, überlegt nicht lange. „Ja, natürlich. Von dieser Partnerschaft profitieren beide Seiten immer wieder.“ Gerade auch in der Forschung finde mittlerweile eine enge Zusammenarbeit statt. Und das nicht allein in der Pharmazie: Auch die Mediziner der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Professor Christoph Thomssen und Dr. Eva Kantelhardt, sowie Professor Johannes Härting vom Institut für Klinische Epidemologie kooperieren mit der Addis Abeba Universität in einem Projekt zu Krebserkrankungen der Frau in Äthiopien. Seit Sommer 2013 sind die Mediziner der Gynäkologie, Epidemologie, Strahlentherapie und Pathologie zudem Partner der entsprechenden Abteilungen in der vom Bund geförderten ESTHER-Partnerschaft.