Aufregende Projekte: Nobelpreisträger Albert Fert zu Gast an der Uni

13.03.2015 von Corinna Bertz in Varia, Forschung, Wissenschaft
Verlassen wirkt der Weinberg-Campus an vielen Abenden in der vorlesungsfreien Zeit. Nicht so am Donnerstag, 12. März. Im Gustav-Mie-Hörsaal ist 17.15 Uhr jeder Platz besetzt - schließlich spricht dort nicht jeden Tag ein Nobelpreisträger. Allerdings, Prof. Dr. Albert Fert wird in Zukunft häufiger zu Gast sein. Mit Hilfe der Mittel aus dem Humboldt-Forschungspreis plant er, gemeinsam mit den Physikern um Prof. Dr. Ingrid Mertig auf dem Gebiet der Spintronik zu forschen.
Bei seinem ersten Besuch im Rahmen des Humboldt-Forschungspreises sprach Albert Fert gestern in einem Physikalischen Sonderkolloquium über Spin-Orbitronik.
Bei seinem ersten Besuch im Rahmen des Humboldt-Forschungspreises sprach Albert Fert gestern in einem Physikalischen Sonderkolloquium über Spin-Orbitronik. (Foto: Maike Glöckner)

Ingrid Mertig, Sprecherin des Sonderforschungsbereichs (SFB) 762 „Funktionalität oxidischer Grenzflächen“ sieht darin eine große Chance für die Entwicklung in Halle: „Albert Fert ist Experimentalphysiker mit einem sehr großen Wissen über den aktuellen Stand der Forschung auf seinem Gebiet und auch im Bereich der theoretischen Physik“.

Nach Stuart Parkin ist er bereits der zweite internationale Spitzenforscher im Bereich der Spintronik, den Ingrid Mertig an den Weinberg-Campus holen konnte. Die drei Wissenschaftler kennen sich seit Jahrzehnten und treffen regelmäßig bei Konferenzen in aller Welt aufeinander. Nun sollen die Gespräche noch konkreter werden. „Den Austausch vieler Ideen, intensive Diskussionen und aufregende neue Projekte“ erhofft sich der Franzose Fert von seinen Aufenthalten in Deutschland. Bereits an diesem Donnerstag lernte er die Teams der beiden Sonderforschungsbereiche der Physik (SFB 762 und SFB TRR 102) kennen.

Kein Platz mehr frei im Gustav-Mie-Hörsaal.
Kein Platz mehr frei im Gustav-Mie-Hörsaal. (Foto: Maike Glöckner)

Eine Woche ist Fert bei seinem ersten Besuch in Halle zu Gast – heute, am Freitag, wird er auch das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik auf dem Weinberg-Campus besuchen. Physikern in Hamburg und Jülich will er mit Hilfe seines Humboldt-Preisgeldes von 60.000 Euro ebenso einen Besuch abstatten. Sein Ziel, an dem er künftig gemeinsam mit den deutschen Physikern arbeiten will: die Weiterentwicklung der Computer- und Festplattentechnologie, die eine leistungsstärkere und gleichzeitig energieeffizientere Computertechnik ermöglichen soll. Voraussichtlich im Mai wird Albert Fert ein zweites Mal nach Halle kommen, weitere Besuche im Jahr 2015 sind geplant.

Die Ansätze, die er verfolgt, könnten einmal ähnlich bedeutsam werden, wie die Entdeckung des Riesenmagnetwiderstandes, für die Albert Fert 2007 gemeinsam mit Peter Grünberg den Physik-Nobelpreis erhielt. Diesen so genannten GMR-Effekt, mit dessen Hilfe Daten viel dichter gespeichert werden können, machte Stuart Parkin nutzbar, indem er die Leseköpfe entwickelte, die heute in fast jeder Festplatte stecken.

Nun will der Experimentalphysiker Fert mit Hilfe seiner Kollegen Mertig und Parkin ein neues Feld der Spintronik erforschen: die sogenannte Spin-Orbitronik – „eine neue Art der Elektronik, die die Computertechnologie für Jahrzehnte verändern könnte“, so Fert. Über sie sprach er gestern auch im Gustav-Mie-Hörsaal.

Während in der Spintronik eine Eigenschaft der Elektronen, der Spin, in magnetischen Materialien genutzt wird, versuchen Forscher in der Spin-Orbitronik, die so genannte Spin-Bahn-Kopplung auszunutzen. Damit soll es später in der Anwendung möglich werden, Computerbauteile zu konstruieren, die ausschließlich aus nicht-magnetischen Materialien bestehen und ohne magnetische Felder betrieben werden können. Vom Hightech-Rechner bis zum Smartphone könnte so einmal viel Energie eingespart werden.

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