Halle, Leipzig und Jena wollen gemeinsame Wege beim Gründen gehen
Die Universität Halle beteiligt sich schon seit der dritten Förderphase von „EXIST“ an dem Programm. Die kommende Phase ist die fünfte. Was ist das Neue an dem Antrag?
Susanne Hübner: Bisher halten alle drei Universitäten viele eigene Angebote vor, um Gründungsprojekte aus der Forschung zu fördern. Wir gehen aber davon aus, dass es noch ungehobenes Potential gibt. Unser Ansatz ist es, eine kritische Masse forschungsbasierter Gründungsvorhaben zu erzeugen. Mit dem Konzept, das wir jetzt gemeinsam mit Jena und Leipzig entwickeln, wollen wir neue Instrumente ausprobieren und etablieren. Wenn wir die Angebote und Kompetenzen der drei Universitäten bündeln und sinnvoll ergänzen, dann könnten eventuell mehr Projekte und Gründerteams gemeinsam unterstützt und vernetzt werden. Außerdem wird der Unibund – neben der Kooperation in Forschung und Lehre – womöglich um ein drittes Handlungsfeld erweitert. Das ist eine schöne Chance.
Wo wollen Sie genau ansetzen?
Wir setzen bei der Forschungstätigkeit an. Wissenschaftler sollen zum Nachdenken angeregt werden, welche Anwendungsfelder und Geschäftsmodelle es für Ergebnisse der eigenen Arbeit geben könnte und wie sich das dann zielstrebig weiterentwickeln ließe. Dazu gehört auch die nötige Kompetenz: Ich muss wissen, wie Verwertung funktioniert, welche Möglichkeiten ich als Forscher habe und welche Regeln seitens der Universität gelten. Im Rahmen des Projekts wollen wir uns gemeinsam an die Nachwuchswissenschaftler an den drei Hochschulen wenden. Eine mögliche Überlegung ist, ob man in die Curricula Module zu „Innovation und Entrepreneurship“ integrieren kann.
Ein Schwerpunkt der nächsten Förderphase ist die Internationalisierung …
Forschungsbasierte Unternehmensgründungen sind eher selten auf den deutschen Markt beschränkt, sie bewegen sich meist europa- oder weltweit. Für diese Projekte wollen wir gemeinsam Netzwerke etablieren, die über die Hochschulen hinausgehen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie sich im Ausland Märkte und Finanzierungsquellen erschließen lassen. Es geht aber auch darum, internationale Gründungsinteressierte gezielt mit ihren Kompetenzen in die Entwicklung von Unternehmensgründungen hier vor Ort zu integrieren.
Die MLU möchte außerdem als Mentor für die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und die Hochschule Merseburg aktiv sein. Was hat es damit auf sich?
Die Idee ist, dass Hochschulen, die bisher nicht an dem EXIST-Förderprogramm partizipiert haben, von dem Wissen der Hochschulen profitieren, die bereits Erfahrungen haben. Für die Kunsthochschule und die Hochschule Merseburg stehen wir gerne als Mentoren bereit. Die Kunsthochschule werden wir vor allem bei der Potentialhebung unterstützen. Natürlich muss man die Prozesse an die eigene Hochschule anpassen, aber wir können mit unserer Erfahrung unterstützen, sodass sich andere vielleicht den einen oder anderen unfruchtbaren Weg ersparen.
Welche Rolle spielt dabei die regionale Wirtschaft?
Hier gibt es Handlungsbedarf, die Unternehmen vor Ort stärker für die Gründungskultur zu interessieren und sie in dieses Ökosystem einzubeziehen. Das Thema Gründung endet als Prozess nicht, wenn ein Unternehmen angemeldet wurde. Dann wird es erst oft richtig spannend, es werden weitere Netzwerke und Zugänge benötigt. Unternehmen sind beispielsweise wichtige Entwicklungspartner, Pilotkunden und Investoren, die aber auch mit ihrem Branchenwissen Unternehmensgründungen aktiv befördern können. Das ist ein wichtiger Ansatz für den Verbund, denn Unternehmen denken nicht nur lokal.
Was sind die nächsten Schritte?
Für den Vorantrag haben wir alle Angebote und Netzwerke der drei Universitäten zusammengetragen. Es kann aber nicht nur um eine Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen gehen, sondern es soll ein gemeinsames Dach geben: Das könnte beispielsweise ein virtueller Campus, ein Netzwerk oder ein Programm sein. Den optimalen Ansatz müssen wir im Detail noch suchen und finden. Dafür haben wir jetzt ein halbes Jahr Zeit.
Kommentare
Norbert Nelles am 16.03.2019 13:13
Guten Tag,
warum bieten Sie keine Weiterleitung per "einfachen Mail" an ?
Immer wieder wird die Dominanz der US-Unternehmen und deren Mißbrauchsrisiko von Daten kritisiert, aber gerade die "öffentlich-rechtlichen Institutionen" (Medien, Universitäten usw) konzentrieren sich ohne Not auf diese Unternehmen.
Ich nutze nur sichere deutsche IT-Partner wie United Internet.
Antworten
Katrin Löwe am 18.03.2019 10:17
Sehr geehrter Herr Nelles,
vielen Dank für den Hinweis. Wir prüfen das.
Herzliche Grüße
Katrin Löwe
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