Viel Raum für neue Ideen aus der Medien- und Ernährungsbranche

24.04.2017 von Tom Leonhardt in Wissenstransfer, Wissenschaft
Die Arbeit des neuen Ideen-Inkubators Scidea der Uni Halle nimmt Fahrt auf: Am vergangenen Freitag präsentierten der Gründerservice und beteiligte Wissenschaftler der Uni erstmals das neue Angebot. Mit Hilfe einer Förderung von 1,4 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) richtet der Gründerservice unter anderem ein Labor für neue Lebensmittelprototypen und eine Medien-Werkstatt für Virtual und Augmented Reality ein. Bereits zum Kick-off-Meeting gab es einiges zu sehen.
Karsten Helbig zeigt, wie sein Anzug die Bewegungen auf den Computer überträgt.
Karsten Helbig zeigt, wie sein Anzug die Bewegungen auf den Computer überträgt. (Foto: Maike Glöckner)

Noch sind die Räume des Ideen-Inkubators „vergleichsweise leer“, wie es Prof. Dr. Michael Bron zum Kick-off-Meeting formulierte. Als Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs ist er der Projektleiter für das neue Angebot, das künftig gründungsinteressierten Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der frühen Ideenphase helfen soll.

Prorektor Michael Bron
Prorektor Michael Bron (Foto: Maike Glöckner)

In den nächsten Wochen und Monaten werden die Räume mit moderner Technik ausgestattet. „Es braucht aber nicht nur Räume, sondern auch Menschen mit Ideen“, so Bron weiter. Und genau für diese Menschen soll Scidea künftig eine Anlaufstelle bieten: Erste Ideen können hier ausgearbeitet und getestet, durch die Berater des Gründerservice der Uni Halle geprüft und dann zu neuen Produkten oder Geschäftsmodellen weiterentwickelt werden. Der Prorektor beschrieb dies scherzhaft als „anwendungsorientierte Grundlagenforschung“.

Labor für neue Lebensmittel

Zum einen entsteht ein modernes Labor für neue Produkte im Bereich der Human- und der Tierernährung. Darin können die Benutzer des Ideen-Inkubators zum Beispiel an neuen Rohstoffen für ressourcensparend produzierte Lebensmittel arbeiten. „Ein Beispiel sind Rapsproteine“, sagte Prof. Dr. Gabriele Stangl, Professorin für Humanernährung in Halle. Bisher würde Raps nur für die Ölproduktion oder für Tiernahrung verwendet werden. Dabei sei es auch denkbar, daraus neue Lebensmittel für den Menschen zu entwickeln. Behilflich wird dabei künftig ein sogenannter Extruder sein – das Gerät kann aus verschiedenen Rohstoffen gezielt Prototypen für neue Lebensmittel herstellen.

Stangl verwies auch auf einen weiteren wichtigen Bereich: Es helfe nicht nur, zu wissen, welche Lebensmittel gesund sind – man müsse dieses Wissen auch angemessen an die Bevölkerung vermitteln können. Daran arbeitet sie mit Kollegen unter anderem in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kompetenzcluster „nutriCARD“. Hier könnten künftig auch Apps zum Einsatz kommen, sagte Stangl und bereitete damit indirekt eine Brücke zum zweiten Themenkomplex des Ideen-Inkubators – der IT.

Virtual Reality und künstliche Intelligenz

Entstehen soll neben dem Labor nämlich eine Medien-Werkstatt für neue Produkte und Prototypen im Bereich Virtual und Augmented Reality sowie 3D-Cinema und künstliche Intelligenz. Wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten sein können, zeigte der Wirtschaftsinformatiker Dr. Karsten Helbig. Er war während der Auftaktveranstaltung in einen Anzug mit zahlreichen Sensoren gekleidet, die seine Bewegungen aufzeichneten und in Echtzeit an einen Computer übertrugen. Mit solch einem Anzug und einer Datenbrille können beispielsweise Feuerwehrleute Übungsszenarien durchspielen und Unternehmen genaue Bewegungsprozesse – etwa bei der Herstellung von Produkten – erfassen, diese anschließend analysieren und optimieren.

Außerdem lassen sich künftig mit Hilfe von Eye Tracking und Geräten zum Messen der Hirnaktivitäten Wahrnehmungsstudien im Inkubator durchführen. Diese können zum Beispiel dabei helfen, die sogenannte „Motion Sickness“ besser zu verstehen und eventuell zu verhindern. Gemeint ist damit ein Unwohlsein, das entsteht, wenn der Körper widersprüchliche Informationen verarbeiten muss. Im Falle der Virtual Reality kann das passieren, wenn die Nutzer vor ihren Augen rasante erleben, ihr Körper aber bewegungslos bleibt.

Studierende und Wissenschaftler Sachsen-Anhalts können den Ideen-Inkubator Scidea künftig kostenfrei nutzen, um in interdisziplinären Projektteams eigenständig forschungsbasierte Ergebnisse zu innovativen Produkten und Konzepten weiterzuentwickeln und – mit weiterer Begleitung des Gründerservice – in Geschäftsmodelle umzusetzen.

Die Förderung des Ideen-Inkubators Scidea erfolgt im Rahmen des Programms „ego.-INKUBATOR“. Fachlich betreut werden die Projekte von Uni-Mitarbeitern aus den Bereichen Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftsinformatik sowie Agrar- und Ernährungswissenschaften, die auch jeweils am Konzept des Inkubators mitgewirkt haben.

Weiterführende Informationen: www.gruendung.uni-halle.de/scidea

Kontakt: Anja Richter
Gründerservice der MLU
Tel.: +49 345 55-22957
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